Marzia Brenner
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Das Stadtparlament hat den Kredit für die Einführung eines Zeitgutschriftensystems mit der Stiftung Zeitvorsorge St.Gallen mit nur einer Gegenstimme gutgeheissen. Damit können sich Personen ab 50 Jahren geleistete Stunden für die Betreuung von betagten Menschen gutschreiben lassen, um später selbst soziale Unterstützung zu erhalten.
Zeitvorsorge Der gesprochene Rahmenkredit sieht für die Initialisierung des Zeitgutschriftensystems im nächsten Jahr 35‘000 Franken und für die jährlichen Betriebskosten in den Folgejahren 30'000 Franken vor. Mit der Rückstellung von jeweils 18‘000 Franken pro Jahr ergibt sich für die Jahre 2024 bis 2028 insgesamt ein Finanzbedarf von 245‘000 Franken. Die Rückstellung dient der Sicherung der Zeitguthaben für den Fall, dass das Projekt beendet oder die Stiftung aufgelöst würde. Auch falls die Stundenguthaben mangels verfügbaren Angebots nicht einlösbar wären, käme die Rückstellung für den Einkauf der entsprechenden Leistungen zum Tragen. Die vorberatende Kommission folgte mit ihrem Antrag dem Stadtrat. «Bis 2035 wird in Gossau mit einer Verdoppelung der über 80-jährigen Personen gerechnet. Diese Zunahme wird den Betreuungsbedarf älterer Menschen erhöhen», sagte VBK-Präsidentin Claudia Kretz Büsser. Noch immer kämen Personen wegen Einsamkeit oder fehlender einfacher Hilfe im Alltag in Alterseinrichtungen. Das verursache unnötige Kosten. Mit einer Rückführung von einfachen Hilfe- und Unterstützungsleistungen aus dem entlohnten ins Laiensystem könne die Gesellschaft entlastet werden. Vielen älteren Personen falle es ausserdem leichter, Hilfe anzunehmen, wenn sie wüssten, dass die Gegenseite etwas dafür bekomme. «Mit der Einführung der Zeitvorsorge sollte ein Verzögern des Kostenanstiegs in der Altersbetreuung möglich sein, wenn die betagten Menschen möglichst lange in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können», so Kretz Büsser. Die VBK stehe deshalb einstimmig hinter dem Antrag des Stadtrates.
Anita Fürer (SVP) erklärte, es könnten rund 30‘000 Franken pro Jahr und Person eingespart werden, wenn jemand nicht in eine Pflegeeinrichtung umziehen müsse. Noch sei allerdings nicht klar, wie sich das System entwickeln werde und wie viele Freiwillige sich anschliessen würden. Auch David Loser (Die Mitte) griff die 30‘000 Franken Einsparungen pro Jahr und Person auf: Wenn nur eine Person dank der Betreuung im Zeitvorsorgesystem weiterhin zuhause leben könne, habe man die jährlichen Betriebskosten gedeckt. Itta Loher (SP) betonte, neben der medizinischen Versorgung sei auch die soziale Betreuung sehr wichtig. Von der Zusammenarbeit mit der Stiftung Zeitvorsorge St.Gallen, die das System bereits etabliert hat, könne Gossau nur profitieren. Martina Uffer (FLiG) zeigte sich überzeugt, dass das System helfe, Kosten einzusparen. Einzig Sandro Contratto (FDP) äusserte auch einige Bedenken. Es sei aus gesellschaftlicher Sicht kein gutes Zeichen, wenn man Anreize schaffen müsse, damit betagte Personen unterstützt würden. Dann gebe es auch Personen, die ihren Namen nicht in Datenbanken sehen und ihr Engagement nicht an die grosse Glocke hängen wollten. Ausserdem gebe es Personen, die gar keine Chance hätten, sich ein Zeitguthaben zu erarbeiten, da sie mit ihrem eigenen Leben schon voll ausgefüllt seien. Contratto plädierte dafür, in fünf Jahren genau zu prüfen, ob die Steuergelder in der Zeitvorsorge gut eingesetzt seien: «Sonst müssen wir 2028 auch den Mut haben, die Übung abzubrechen.»
Nach den Wortmeldungen aus allen Parteien war die Abstimmung eine klare Angelegenheit. Einzig Lukas Kessler (FDP) sprach sich gegen den Rahmenkredit aus, die anderen 29 Mitglieder des Stadtparlaments votierten für die Einführung der Zeitvorsorge.
tb
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