Julian Gemperli
misst sich bei den WorldSkills mit anderen Metallbauern.
Salomé Kora möchte an den Olympischen Spielen in Paris in den Staffelfinal. z.V.g.
Der Einzelstart über 100m an den Olympischen Spielen von Paris brachte für Salomé Kora mit dem Ausscheiden im Vorlauf eine herbe Enttäuschung. Doch diese hat die Gossauerin erst einmal beiseitegelegt. Morgen möchte sie sich mit der Staffel die Finalteilnahme sichern und dort am Freitagabend voll angreifen.
Leichtathletik «Die Enttäuschung hat aktuell keinen Platz und der Blick geht nach vorne», berichtet Salomé Kora aus Paris. Zur Analyse des missglückten Vorlaufs vom Freitag sagt sie: «Der Start war sehr gut, doch auf der zweiten Streckenhälfte habe ich mich wohl etwas verkrampft.» Direkt nach dem Rennen hatte sie gegenüber SRF erklärt, nicht zu wissen, woran es gelegen hat. Mit 11,35 Sekunden war sie vier Zehntelsekunden über ihrer persönlichen Bestleistung geblieben, die sie vor wenigen Wochen beim Meeting in La Chaux-de-Fonds aufgestellt hatte. Neben dieser phänomenalen Zeit unter der Schallmauer von 11 Sekunden lief sie in dieser Saison mehrere Male unter 11,2 Sekunden, was für die Halbfinals problemlos gereicht hätte. «Ich konnte mich auf Bahn 1 nicht gut orientieren, wo ich stehe im Rennen. Das hat wohl zu einer leichten Verkrampfung geführt», analysiert Kora. Dabei ist die fliegende Phase zum Schluss des Rennens normalerweise ihre grosse Stärke. Wenn ein Lauf missrät, dann meist wegen des verbesserungsfähigen Starts. Dass ihr dieser gut gelungen ist, stimmt die Arneggerin denn auch positiv für den weiteren Saisonverlauf und das morgige Staffelrennen: «Die Form ist auf jeden Fall da.»
Der Leistungssprung in dieser Saison kam für Kora denn auch nicht überraschend. «Die Messungen im Training zeigten deutliche Verbesserungen», erzählt sie. Dies gelte für sämtliche Leistungsdaten. Die Athletin selbst erklärt sich dies mit der krankheits- und verletzungsfreien Vorbereitung. «Mein Trainer hat intelligente Trainingspläne erstellt, so dass ich nicht zu viel und trotzdem stetige Fortschritte machte», lobt Kora. Aufgrund der deutlich verbesserten Werte habe sie nach der Egalisierung ihrer vorherigen persönlichen Bestleistung von 11,12 Sekunden aus dem Jahr 2021 auch noch mehr erwartet. In La Chaux-de-Fonds folgte dann ein deutlicher Leistungssprung. Dass sie auf ihrer Homepage den Olympiafinal über 100m als Ziel ausgab, habe aber nichts damit zu tun, versichert sie. «Dieses Ziel habe ich mir früh in der Karriere gesetzt und immer daran festgehalten.» Die eigene Erwartungshaltung habe sie auch nicht an einem guten Lauf gehindert, glaubt Kora. Und Paris muss in einer ansonsten so erfolgreichen Saison auch nicht zu einer Enttäuschung werden, wenn die Schweizerinnen in der 4x100m Staffel abliefern.
Im Verlauf des heutigen Tages werden die sechs Schweizer Sprinterinnen darüber informiert, welche vier in welcher Aufstellung die Schweiz morgen kurz nach 11 Uhr im Staffelwettbewerb vertreten. Aufgrund ihrer Zeiten in dieser Saison müsste Salomé Kora gesetzt sein. Selbst würde sie das so nie sagen. «Die Trainer werden entscheiden, aber ich bin zuversichtlich, dass ich laufen darf», erklärt die Athletin des LC Brühl. Mit dabei am Staffelrennen wird auch Mujinga Kambundji sein. Die schnellste Schweizer Sprinterin verzichtete in den letzten beiden Jahren auf die Teamwettkämpfe, erklärte für die Olympischen Spiele aber ihre Bereitschaft zur Teilnahme. Die offizielle Zielsetzung des Schweizer Teams lautet Finalteilnahme. «Das ist das Hauptziel. Das Feld ist sicher dichter beisammen als noch vor drei Jahren in Tokio», erzählt Kora und verweist auf Kanada und Australien, die inzwischen deutlich schnellere Athletinnen am Start hätten. Dafür sei Jamaika nach mehreren Abgängen wohl schlagbarer als in den letzten Jahren. «Die USA und Grossbritannien müssten schon krasse Fehler begehen, damit wir sie bezwingen könnten», analysiert Kora.
Doch bekanntlich kann in einem Staffelrennen immer viel passieren und ein Missgeschick bei der Stabübergabe ist schnell geschehen. «Das ist so und deshalb sind die Staffelrennen so spannend. Bei jedem Wechsel kann etwas schiefgehen und das macht die Rennen offener als die Einzelwettkämpfe», erklärt Kora. Um von einem allfälligen Fehler der Spitzennationen profitieren zu können, müssen die Schweizerinnen aber erst in den Final kommen. «Wir brauchen bereits morgen eine sehr schnelle Zeit», ist Kora überzeugt. Der Schweizer Rekord datiert aus dem Vorlauf der letzten Olympischen Spiele von Tokio, als die Schweizerinnen mit Schlussläuferin Salomé Kora 42,05 Sekunden auf die Bahn knallten und im Final mit 42,08 schliesslich Vierte wurden. In dieser Saison lief die 30-Jährige jeweils die erste oder zweite Ablösung. «Wir trainieren in unterschiedlichen Besetzungen, um für alle Fälle gerüstet zu sein», sagt Kora.
Nachdem die Schweizerinnen in den letzten Jahren wiederholt nur knapp hinter dem Podest gelandet sind, könnte das Glück dieses Mal ja auf ihrer Seite sein. Die Stadt Gossau würde nach 2016 und Giulia Steingrubers Erfolg sicherlich gerne wieder einen Empfang für eine Olympiamedaillengewinnerin organisieren.
Von Tobias Baumann
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