Ursula Forrer
feierte mit der Stiftung Zeitvorsorge das 10-Jahres-Jubiläum.
2022 beschloss der Stadtrat, dass die Halden- und Lerchenstrasse zur ersten Velostrasse von Gossau aufgewertet werden soll. Die Umsetzung lässt auf sich warten. Zwar hat die Verkehrstechnik der Kantonspolizei die erforderlichen Verkehrsanordnungen verfügt, doch dagegen hat die Migros Ostschweiz Einsprache erhoben.
Velostrasse Die städtische Mobilitätsstrategie sieht vor, dass der motorisierte Individualverkehr auf dem heutigen Niveau stabilisiert und der prognostizierte Mehrverkehr durch Fuss-, Velo- sowie öffentlicher Verkehr aufgenommen werden soll. Das aus der Mobilitätsstrategie abgeleitete Gesamtverkehrskonzept sieht unter anderem die Verbesserung der Veloinfrastruktur vor. In diesem Sinne soll die Halden- und Lerchenstrasse zur ersten Velostrasse von Gossau ausgebaut werden. Auf den sogenannten «Velo-Komfortrouten» gilt Tempo 30. Die bisherigen Rechtsvortritte würden aufgehoben, die Halden- und die Lerchenstrasse gegenüber allen Quartierstrassen vortrittsberechtigt. Ausserdem würden Parkfelder nur auf einer Strassenseite angeordnet. Zur Realisierung der Velostrasse müssten also vorwiegend Markierungen und Signalisation angepasst werden. Gegen das Projekt sind ursprünglich drei Einsprachen eingegangen, zwei hätten sich erledigt, die dritte habe der Stadtrat abgewiesen, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Und weiter: «Die Verkehrstechnik der Kantonspolizei hat die erforderlichen Verkehrsanordnungen verfügt. Gegen diese Verfügung ist ein Rekurs beim kantonalen Sicherheits- und Justizdepartement eingereicht worden.» Dieser Rekurs wurde von der Migros Ostschweiz eingereicht, wie diese auf Nachfrage bestätigt. «Die Migros Ostschweiz hat gegen den geplanten Veloweg Einsprache erhoben, da mit dessen Realisierung nach unserer Einschätzung ein höheres Risiko für Fussgänger und Velofahrerinnen im Bereich unseres Supermarkts einhergeht», schreibt die Genossenschaft.
Die Velofahrerinnen und Velofahrer erhielten im Bereich der Migros-Filiale durch die Realisierung keine Vorteile zum heute geltenden Reglement, denn die Vorfahrtsregelung wie das Tempolimit änderten sich damit nicht. Die Verkehrsteilnehmer auf der Haldenstrasse haben aufgrund der Kein-Vortritt-Signalisation bei den verschiedenen Parkplatzausfahrten des Migros-Areals schon heute Vortritt. «Wir befürchten, dass die farbliche Markierung der Strasse zu Missverständnissen bei den Verkehrsteilnehmenden und damit zu einem höheren Risiko von Verkehrsunfällen führen könnte», teilt die Migros Ostschweiz mit. Doch ist es nicht widersprüchlich, sich Nachhaltigkeit auf die Fahne zu schreiben und gleichzeitig die Realisierung der ersten Velostrasse von Gossau zu verzögern? «Die Suche nach der jeweils bestmöglichen Lösung für alle Beteiligten ist gemäss unserem Verständnis gerade nachhaltig, auch wenn dies mehr Zeit in Anspruch nimmt», antwortet die Migros auf diese Frage. Da Velofahrerinnen und Velofahrer bereits heute auf der geplanten Strecke problemlos verkehren könnten, entstehe diesen durch die Verzögerung auch kein Nachteil. Auf die Frage, ob die Migros mit ihrer Einsprache nicht einen Reputationsschaden bei den Velofahrenden riskiere, sagt der Leiter Unternehmenskommunikation, die Migros verstehe, dass sich die Velofahrerinnen und Velofahrer eine möglichst schnelle Lösung wünschten, doch für die Migros habe die Sicherheit oberste Priorität. «Und wir sind zuversichtlich, dass dies auch so verstanden wird.»
Inzwischen hat sich auch die SP-Fraktion der Sache angenommen. In einer einfachen Anfrage unter dem Titel «Velostrasse wird mit Einsprachen verhindert. Welche Rolle spielt die Migros?» möchten die SP-Stadtparlamentarier vom Stadtrat wissen, ob der Stadtrat bereits auf die Einsprache der Migros reagiert hat und ob eine zeitnahe Lösung in Sicht ist. Weiter fragen sie, ob es Lösungsmöglichkeiten gibt, um die Velostrasse im westlichen Teil und auf der Falkenstrasse bereits zu verwirklichen und den Bereich der Migros später einzubeziehen. Ausserdem bringen die SP-Parlamentarier die Gratis-Parkplätze bei der Migros zur Sprache, postulieren, diese würden erheblichen Mehrverkehr in Gossau verursachen und fragen: «Ist der Stadtrat bereit mit der Migros Gespräche zu führen, mit dem Ziel, den Anteil von Fuss- und Veloverkehr zum Migros Markt nachhaltig zu erhöhen?» Und schliesslich regt die SP-Fraktion an, der Stadtrat soll bei der Migros beliebt machen, dass in unmittelbarer Nähe zum Eingang des Supermarktes wenigstens drei Autoparkplätze in gedeckte Veloparkplätze umfunktioniert werden, die auch für Velos mit Anhängern genug Platz bieten.
Von Tobias Baumann
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