Roche Hufnagl
Kunstschaffende hauchen dem Bahnhof Bruggen neues Leben ein.
Die Schnitzelbanken gehören zur Fasnacht, wie das Konfetti zum Umzug. Die Brüder Adrian und Cornel Fürer sind seit 1993 als «Zwei Räppler» an den Schnitzelbank-Abenden zu erleben. Dieses Jahr treten sie rund 50 Mal auf.
Fasnacht Auf dem Skilift geprobt und an der Bergstation niedergeschrieben: So startete im Jahr 1992 das Abenteuer Schnitzelbank. «Wir waren stets über Weihnachten und Silvester mit mehreren Familien im Skilager. Am Silvesterabend haben wir einen bunten Abend veranstaltet, an dem wir das erste Mal eine Schnitzelbank gemacht haben – natürlich über das Skilager», erinnert sich Cornel Fürer zurück. Auf dem Heimweg habe schliesslich einer der beiden gesagt, dass man das ja gut auch an der Fasnacht machen könnte. «Damals gab es nur eine Schnitzelbank in Gossau und wir fragten diese, ob wir mitwirken dürften», sagt Adrian Fürer. Sie durften.
Inzwischen sind sie die einzige Schnitzelbank in Gossau, laden aber, damit für das Publikum ein abendfüllendes Programm entsteht, immer Gäste ein. «Oftmals sind das Schnitzelbänkler aus Herisau, Flawil und St.Gallen. So können wir auch jeweils an deren Schnitzelbank-Abenden teilnehmen», so Adrian Fürer. Sie würden es schön finden, wären sie nicht die einzige Schnitzelbank in Gossau. «Eine gewisse Konkurrenz zu haben, wäre toll. Das stachelt an, das eigene Niveau hochzuhalten», so die beiden. Zudem sei es spannend, zu sehen, wie andere an jeweilige Themen herangehen. «Gerade grössere Ereignisse wie zum Beispiel damals die Wahlen in den USA wiederholen sich. Und die Themen sind dann keineswegs verbraucht, eher angewärmt», sagt das Duo.
Bei ihrer Themenwahl steht an erster Stelle immer die Pointe. «Ab den Sommerferien beginne ich mir Notizen zu möglichen Themen zu machen. Mit dem Dichten fangen wir im Januar an. Wenn wir dann noch wissen, was wir mit den Stichwörtern gemeint haben, wird das Thema gut sein», so Cornel Fürer. Von den rund 200 Themen, welche sie notieren, werden rund 15 bis 20 zum Besten gegeben. «Die Themen, die dringend ins Programm müssen, markieren wir mit Leuchtstift. In diesem Jahr wird das sicherlich das Gossauer Jubiläum sein und die Budgetdebatte», so Adrian Fürer. Ein Thema, welches sie seit 1993 nicht loslässt und gefühlt schon 50 Strophen generiert hat, ist das Verkehrsproblem in Gossau. «Nach all den Jahren kommt uns dazu immer noch Neues in den Sinn», sagen die beiden und lachen.
Als sie mit den Schnitzelbanken begonnen haben, war Adrian 18 Jahre alt, Cornel 23. «Es macht uns einfach immer noch Spass», so der Ältere und der Jüngere fügt an: «Es ist ein schönes Hobby mit noch schönerem Lohn: Wir bereiten den Menschen und uns selbst eine Freude.» Es habe ein Jahr gegeben, in dem sie meinten, so würden sie es nicht mehr machen: als sie die Einzigen waren. «Seither laden wir andere ein.» Ihre Schnitzelbanken bestehen aus Rap-Strophen, Witzen und Rätseln. «Das mit der Rap-Form funktioniert sehr gut – die Frage ist eher, wie lange wir das noch glaubhaft machen können, immerhin bin ich schon 50 gewesen», sagt Cornel Fürer und lacht. Aber sie würden in den Restaurants oft rappend begrüsst, sollten sie eine andere Form machen wollen, müssten sie sich wohl verkleiden. Und auch wenn man einst kurz darüber nachgedacht habe: Die Auftrittsform wurde nie angepasst. «Es ist eine schöne Form, die vieles zulässt. Wir können so die Strophe so lang machen, wie wir wollen. Früher waren das bis zu zwöf Zeilen, heute schaffen wir das in vier», so das Duo. Es sei ein Alleinstellungsmerkmal und das Publikum könne wunderbar mitmachen.
Eine gute Schnitzelbank hängt für die «Zwei Räppler» von der Pointendichte ab. «Am besten ist es, wenn die Pointe im letzten Wort der letzten Zeile kommt. Das gelingt uns aber auch nicht immer», sagt Cornel Fürer. Für das Publikum sei es am interessantesten, wenn Spannung aufgebaut werde und Themen geschickt miteinander kombiniert würden, die nichts miteinander zu tun hätten. «Da kommt es schonmal vor, dass Donald Trump und Alain Berset im selben Abschnitt zusammentreffen, gefolgt vom Gossauer Verkehr», sagt Cornel Fürer. Auch Adrian ist der Meinung, es müsse eine gewisse Dichte haben, um auf den Punkt zu kommen. «Gerade komplexere Thematiken verwerfen wir deshalb oft.» Überraschende Verbindungen eben dieser seien für das Publikum und sie das Beste. In all den Jahren haben die «Zwei Räppler» nie die Freude an den Schnitzelbanken verloren. Man habe sich durch die Erfahrung verändert, sei knapper geworden – vieles sei aber noch immer gleich. Die grösste Veränderung in Gossau: statt nur ein bis zwei Schnitzelbanken treten heute fünf bis sechs auf. «Jene, die auftreten werden älter. Wir würden uns wahnsinnig freuen, wenn einige jüngere hinzukommen würden», sind sich die beiden einig. Das würde frischen Wind bringen. «Das Publikum findet es immer spannend, wenn jemand Neuer dabei ist. Und man merkt schnell, wie man sich verbessern kann. Unsere erste Darbietung würden wir so nie wieder machen, sie war aber gut für den Start», sagen die beiden. An ihren ersten Auftritt erinnern sie sich gut. «Die Hälfte der Gäste waren vom Militär, die hatten nicht unbedingt Interesse an dem, was wir taten», so Adrian Fürer. Heute kämen die Leute extra für die Auftritte. In diesem Jahr treten die «Zwei Räppler» rund 50 Mal auf, so auch heute am Drachenfest im Restaurant Freihof. Um 19 Uhr beginnt das neunte Drachenfest mit Schnitzelbanken, Guggenmusik und der Verleihung des Drachenpreises. Am Freitag sind sie im Freihof, Kollers, La Dolce Vita, der Sonne und im Toggi unterwegs. Man kann direkt bei den Restaurants einen Platz reservieren. Später sind die beiden in St.Gallen, Herisau, Flawil, Bürglen und Bischofszell unterwegs. Auf Instagram sind unter «zwei.raeppler» alle Auftritte zu finden. Die Themen, die vorkommen dürften: Sicherlich der Untergang der CS, der Klimawandel und der oft erwähnte Dauerbrenner – der Verkehr.
sro
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