Marzia Brenner
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Christian Knellwolf zeigt ein Werk aus einer der Skizzenmappen von Augustin Meinrad Bächtiger. tb
Seit rund anderthalb Jahren ist Christian Knellwolf täglich damit beschäftigt, die Werke des Gossauer Künstlers Augustin Meinrad Bächtiger bildlich festzuhalten. Dazu besuchte er unter anderem über 60 Kirchen in der gesamten Schweiz. Aus rund 3'000 Fotografien entstehen zehn Fotobücher, die das Vermächtnis des Kirchenmalers festhalten.
Bergstrasse Verschiedene Archivmappen stehen bereit, einige Werke Bächtigers hängen an der Wand und auf den zwei Bildschirmen am Arbeitsplatz im Büro von Christian Knellwolf finden sich zahlreiche Ordner, in denen Tausende Dateien fein säuberlich archiviert wurden. «Vor rund zehn Jahren habe ich begonnen, mich für Bächtigers Bilder zu interessieren. Richtig intensiv befasse ich mich seit letztem Sommer damit», erzählt Knellwolf. Seither sei er täglich an der Arbeit. Anders wäre die Erfassung dieser enormen Fülle von Bächtigers Werken nicht zu schaffen. Auf rund 3'000 Fotos hat Knellwolf die vielfältigen Werke des Gossauer Künstlers seither festgehalten. Sechs Fotobücher mit jeweils über 90 Seiten sind bisher entstanden, vier weitere sind in Entstehung oder in Planung. «Am Ursprung meines Interesses stand die Wandmalerei am Haus gegenüber des Stadtbühlparks, die ich beim Vorbeigehen immer wieder betrachtet habe», erzählt Knellwolf. Wegen dieses Bildes habe nach weiteren Wandmalereien Bächtigers in Gossau gesucht. Da mehrere Bilder im Zuge von Renovationen verschwunden seien, habe er beschlossen, die noch vorhandenen Werke für die Nachwelt festzuhalten.
Im letzten Jahr entschied der 74-Jährige, seine Arbeit auf die sakralen Werke Bächtigers auszudehnen. Auf der Basis der Inventarliste im Buch «Augustin Meinrad Bächtiger» von Daniel und Isabella Studer-Geisser von 1988 machte sich Knellwolf auf die Suche nach den Wand- und Dachmalereien in Kirchen, Kapellen und auf Friedhofanlagen. «Ich habe die Kontaktstellen der Katholischen Kirchen schweizweit über mein Vorhaben informiert und auf meinen Besuch vorbereitet. Es hat wohl noch nie ein Reformierter so viele katholischen Kirchen besucht», erzählt Knellwolf lachend. In über 60 Kirchen aus 18 Kantonen hielt er gut 400 Deckengemälde, Altar- und Chorbilder, Wandbilder sowie Glas- und Keramikfenster fest, die Bächtiger gemalt oder gezeichnet hatte. Auch das grosse Deckengemälde in der Gossauer Andreaskirche stammt von Bächtiger, der in Mörschwil aufgewachsen war und sich vor genau 100 Jahren in Gossau niedergelassen hatte. Rund ein Dutzend Kirchen suchte Knellwolf vergeblich auf, weil die Werke Bächtigers nicht mehr zu sehen waren. Doch auch so entstanden von Bächtigers sakralen Werken zwei A3-Bände mit jeweils 96 Seiten.
Im Zuge seiner Recherche suchte Knellwolf jenes Haus auf, in dem Bächtiger mit seiner Frau und seinen drei Kindern gelebt hatte. «Persönlich habe ich ihn nicht gekannt, aber jetzt lernte ich seine beiden noch lebenden Kinder kennen», erzählt Knellwolf. Sigrid Ebnöther (-Bächtiger), die im Haus der Familie wohnt, habe sich sehr über sein Interesse an der Arbeit ihres Vaters gefreut. Nach weiteren Treffen, an denen auch Bächtigers Enkelin Beata Ebnöther dabei war, die das Archiv ihres Grossvaters bisher verwaltete, begann Knellwolf, auch die weltlichen Werke Bächtigers zu erfassen und zu archivieren. «Ich habe mich unter anderem bei Personen gemeldet, von denen Ebnöthers wussten, dass sie einst Werke Bächtigers erworben hatten», berichtet Knellwolf. Hunderte profane Bilder habe er ebenfalls in mehreren grossen Büchern festgehalten. Schliesslich erhielt Knellwolf von den Nachkommen des Künstlers auch die 17 Skizzenmappen mit knapp 1'900 Werken, die er inzwischen allesamt fotografiert und archiviert hat. «Als ich ihnen mein erstes Buch gezeigt habe, spürte man die Emotionen», erzählt Knellwolf. Die Familie sei enorm dankbar für seine Arbeit und auch für gewisse Unkosten grosszügig aufgekommen. Eine angebotene Entlöhnung habe er jedoch dankend abgelehnt. «Die Freude an diesem kulturellen Wirken meinerseits mit täglichen positiven und dankbaren Nebenerscheinungen ist Entschädigung genug», sagt Knellwolf.
Auch die Stadt habe für ihr Archiv die ersten fünf Bücher bestellt, erzählt Knellwolf. Wichtig sei ihm, dass die Werke Bächtigers nicht verloren gingen. «Ich möchte dem Wirken eines grossen Gossauer Künstlers die verdiente Ehre zukommen lassen», hält er fest. Dazu gehört auch, dass er sich beim Stadtrat für die Schaffung eines Augustin-Meinrad-Bächtiger-Wegs eingesetzt hat, dessen Realisierung noch in Prüfung sei, wie man Knellwolf kürzlich beschied. Diesem schwebt der aktuell noch namenlose Weg in Ost-West-Richtung durch den Andreaspark als Ort der Würdigung vor.
Beim Klicken durch die Bilddateien spürt man die Begeisterung Knellwolfs für die Kunst Bächtigers. Falls jemand Interesse an den Büchern habe, könne man diese bei ihm bestellen. Ausserdem schwebt Knellwolf vor, Teile der festgehaltenen Werke zu präsentieren – beispielsweise bei Jahrgängertreffen: «Da gibt es sicher Leute, die Bächtiger persönlich gekannt haben.» Wenn Interesse bestehe, dürfe man ihn gerne kontaktieren, betont Knellwolf (079 623 27 07 / christianknellwolf @bluewin.ch).
Von Tobias Baumann
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