Gabriela Eberhard
hat eine Interpellation zur Befalggung der Stadt zur Pride 2025 eingereicht.
In einer Hintergrundhaltung leben verschiedene Vogelarten im Walter Zoo. Nun ist mit einem Truthahngeier eine neue Art dazugekommen. Er wird nach jahrelangen Übungseinheiten das Flugtraining im Walter Zoo, bei dem man die Vögel hautnah erleben kann, dereinst bereichern.
Walter Zoo Dominic Kast hat lange Tage hinter und einige intensive Nächte vor sich, doch davon merkt man dem Revierleiter Vögel im Walter Zoo nichts an. Mit einem Lachen im Gesicht und geduldig füttert er den fünf Tage alten Truthahngeier mit toten Babymäusen. Dabei muss Kast sehr exakt vorgehen, schliesslich soll der Greifvogel alle drei Stunden Nahrung zu sich nehmen. Der Winzling, den der Walter Zoo aus einer privaten Haltung erhalten hat, soll dereinst eine Flügelspannweite von bis zu 180 Zentimetern aufweisen und zu den Attraktionen im Flugtraining des Zoos werden. Doch nicht nur wegen des Truthahngeiers sind Kasts Arbeitstage derzeit lang, denn weiterer Nachwuchs im Vogelhaus will gehegt und gepflegt werden. Doch das macht Kast nichts aus, wie er versichert: «Wenn ich um 4.30 Uhr aufstehe, um den Geier zu füttern, bereitet mir dies Freude. Es fühlt sich nicht wie Arbeit an.» Vögel zu züchten, zu pflegen und mit ihnen zu arbeiten, gehöre nicht nur zu seinem Job, sondern sei gleichzeitig sein grösstes Hobby. Im Alter als andere Feuerwehrmann oder Astronaut als Traumberuf geäussert hätten, habe er bereits Tierpfleger gesagt. Im vor einem Jahr neu bezogenen Vogelhaus kann der 34-Jährige seine Leidenschaft voll ausleben. Er widmet sich nun der Zucht von Vögeln. Ein Pfauenküken ist erst vor zwei Stunden geschlüpft. «Wir lassen es noch ein wenig in der Kiste, bis die Füsse ausgehärtet sind. Mit seinem Piepsen animiert es zudem die anderen in den Eiern, ebenfalls zu schlüpfen», erklärt Kast. Reine Blaue Pfauen seien selten geworden, deshalb werde bei der Zucht nun auf diese Reinheit Wert gelegt. Gar in ihrer Existenz gefährdet sind die Hyazintharas, die in einer Voliere neben den Schimpansen gehalten werden. «Hier geht es um eine Erhaltungszucht, denn sie sind stark bedroht», berichtet Kast. Allerdings sei es ein schwieriges Unterfangen, den grössten Papageien der Welt erfolgreich zu züchten. Den sehr intelligenten Tieren wurde früher oft das Sprechen beigebracht. Da dieses Verhalten für die Wildtiere unnatürlich ist, achtet Kast darauf, dass sie sich keine solchen Eigenheiten angewöhnen. «Wir wollen sie so naturnah wie möglich und als Wildtiere halten», erklärt er. Im Flugtraining fliegen die Aras bis ins Mettendorf, bevor sie zurückkehren. Im Flugtraining fliegen zwei Gelbbrustaras manchmal bis übers Mettendorf und zurück.
Im Flugtraining, das während der Hauptsaison jeweils mittwochs und sonntags um 14 Uhr durchgeführt wird, können auch die Flugkünste des Wüstenbussards, der Grünzügelpapageien und der St.Galler Tauben bestaunt werden. Abgesehen vom Flugtraining leben diese Vögel in einer Hintergrundhaltung. «Je mehr Ablenkung, desto schwieriger gestaltet sich das Training», erzählt Kast und zeigt den Bereich für das Schleusentraining, in dem die Vögel ans freie Flugtraining herangeführt werden. Kast und seine Kolleginnen, die das Training durchführen, können sich allerdings nicht nur auf die im Walter Zoo heimischen Vögel konzentrieren, sondern müssen auch die Vögel in der Umgebung im Auge behalten und viel über deren natürliches Verhalten wissen. «Wir wollen die einheimischen Vögel nicht beeinflussen und lassen ihnen den Vortritt. Wildvögel sind in der Brutzeit besonders sensibel», erklärt Kast. Entsprechend müsse man auch deren Verhalten in die Lagebeurteilung miteinbeziehen. Wenn Gefahr drohe oder ein Vogel nicht fliegen wolle, forciere man im Training nichts.
«Das ist das Schöne im Walter Zoo. Die Geschäftsleitung unterstützt alle Entscheide zugunsten des Tierwohls und erzwingt nichts aus wirtschaftlichen Gründen», so Kast. Diese Einstellung trägt entscheidend dazu bei, dass sich der Mörschwiler hier so wohl fühlt. 2007 trat er als 17-Jähriger im Walter Zoo seine Lehre an, seit 2012 amtet er als Revierleiter und abgesehen von Bildungsauszeiten in anderen Einrichtungen arbeitet er inzwischen sein halbes Leben im Walter Zoo. «Bei vielen Tieren war ich schon beim Schlupf dabei», erklärt Kast. Der Revierleiter ist mit vielen Vogelfachleuten aus anderen Zoos im Kontakt, studiert Gewichtskurven, Flugverhalten und mehr, und führt wissenschaftlich Protokoll über alle Tiere. Für den Walter Zoo ist Kast ein Glücksfall, wie Thomas Harder, Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung, bestätigt: «Das Flugtraining ermöglicht es uns, Tierbegegnungen zu schaffen. Die Besucherinnen und Besucher erleben die Natur mit allen Sinnen.» Das entspreche just dem Claim des Zoos. Dieser lautet: Faszinieren, bilden, schützen.
Neben den Bewohnern des Vogelhauses ist Kast auch für inzwischen rund 60 Flamingos sowie die Zwergotter und die Kleinen Pandas verantwortlich. Über sie weiss der Revierleiter ebenfalls viel zu erzählen. Und auch die Zwergotter trainiert er. «In anderen Zoos sind die Otter bei den Pflegenden nicht sehr beliebt, weil sie beissen. Wir haben ihnen antrainiert, dass sie sich höchstens bis auf drei Meter nähern. Ausserdem können wir sie an die Unterwasserscheibe schicken. So kann man sie gut beobachten», erklärt Kast. Im Haus, das den Besuchern nicht offensteht, herrscht ein stechender Geruch. Der kommt daher, dass die Otter vorwiegend Krebse und Muscheln fressen, weiss der Fachmann. Eine spezielle Nahrung brauchen auch die Kleinen Pandas, die mit den Ottern die Anlage teilen. Je 500 Gramm Bambusblätter pro Tag verschlingen die beiden Weibchen. Doch weshalb leben hier zwei Weibchen zusammen, wenn der Walter Zoo züchten soll? «Wir halten diese Art erst seit 2022 und müssen uns erst beweisen. Und für die Tiere entfällt so viel Stress in ihren ersten Jahren, bis sie die Geschlechtsreife erlangt haben», erklärt Kast. Er rechne in ca. drei Jahren mit der Zuweisung eines Männchens durch das europäische Zuchtbuch.
Von Tobias Baumann
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