Michelle Kolb
Wir unterstützen Jugendliche mit Behinderungen bei der Stellensuche.
Der Film «Follow us #iCarus» wurde zu grossen Teilen in Herisau und St.Gallen gedreht. Regisseurin Caroline Wloka berichtet vom Alltag am Set und erzählt, wie die Herisauerinnen und Herisauer sie überrascht haben.
Spielfilm Mit «Follow us #iCarus», der derzeit unter anderem im Cinetreff Herisau spielt, ist ein Film über zwei Jugendliche entstanden, die eine lebenslange Freundschaft ebenso wie die Ausbildung zum Automechaniker in einer Garage von Herisau verbindet. Während Andreas in der Welt der Motoren aufblüht, fühlt sich Daniel in der Ausbildung gefangen. Sein Traum ist es, als Influencer die Welt zu erobern. Um spektakulären Content für die Follower zu kreieren, lässt er sich von Andreas bei waghalsigen Stunts filmen. Doch in ihrem Streben nach dem nächsten aufregenden Moment verlieren die Protagonisten den Bezug zur Realität. Auf der Jagd nach dem ultimativen «Thrill» stürzen sie sich in gefährliche Situationen und verfallen immer mehr dem Sog von Drogen.
Caroline Wloka hat zum ersten Mal mit Roman Ramsauer und Moritz Liechti zusammengearbeitet. «Wir haben uns gefunden – wir sind alle stark in der Jugendarbeit engagiert und über Social Media wurde ich auf das Projekt aufmerksam», erinnert sich Wloka. In den ersten Gesprächen stellte sie fest, dass die beiden ein sehr ambitioniertes Projekt planen, und es sagte ihr auf Anhieb zu. «Allerdings musste ich mich etwas einmischen», sagt sie und lacht. Es handelt sich um einen Präventivfilm mit dem Ziel, auch Schulklassen zu erreichen. «Solche Filme sind sehr wichtig. Ich habe in meinem Leben viel Zeit mit Jugendlichen verbracht – den Zeigefinger zu heben, bringt nichts. Dinge aufzuzeigen, damit die Heranwachsenden ihre eigenen Schlüsse ziehen können, hingegen schon», so Wloka. Sie habe einen Film für die junge Generation schaffen und eine Brücke zur älteren schlagen wollen. «Es geht darum, dass sich die Generationen besser verstehen und nachvollziehen können, was die andere gerade bewegt», sagt die Regisseurin.
Der Verein «Lyda», welcher den Film initiiert hat, fördert junge Menschen. «Das ist toll und ich bin froh, dass ich Teil davon sein durfte. Ich musste es einfach auf meine Art machen», so Wloka. So konnte sie Drehbuchautor Stefan Millius ihre Ideen bezüglich der Dramaturgie präsentieren. «Diese Zusammenarbeit war wichtig für mich», meint die Regisseurin. Die Dreharbeiten fanden 2019 statt, der Film entstand an 20 Drehtagen. «Es sind fast keine Überstunden angefallen. Der Satz wäre eher: Also Mitproduzentin und Regisseurin war es mir wichtig, effizient zu drehen und vor allem Überstunden zu vermeiden. Dafür ist eine klare Kommunikation mir Crew und Cast das allerwichtigste. Dies ist uns zum Glück gut gelungen», sagt Wloka. Wenn man wisse, was man will und mit allen Schauspielenden offen kommuniziere, würden Dreharbeiten gut verlaufen. «Im Cast hatten wir fast ausschliesslich junge Leute. Ich war fasziniert, wie diszipliniert und leidenschaftlich sie alle waren», erinnert sich Wloka zurück.
Das grosse Casting für die Besetzung des Films habe viele Herausforderungen mit sich gebracht. «Teils waren die Teilnehmenden noch nicht volljährig, zudem mussten wir einen Zeitpunkt finden, zu dem sie 20 Tage am Stück Zeit hatten», sagt Wloka. Mit den Eltern musste vieles abgestimmt werden, da Szenen gedreht wurden, in denen Drogen vorkommen. «Wir mussten den Eltern klar machen, dass die Dreharbeiten seriös ablaufen. Da haben wir auch lange recherchiert und mit entsprechenden Fachpersonen gesprochen», sagt sie. Mit den Schauspielenden habe man schlussendlich eine tolle Zusammenarbeit erlebt. «Ich hoffe jeder von ihnen findet seinen Weg, jeder hätte es verdient. Es hat unglaubliche Talente darunter», schwärmt Wloka. Der Film wurde zum Grossteil in Herisau gedreht, zu anderen Teilen in St.Gallen. «Herisau war wundervoll als Drehort. Teilweise haben wir Leute aus der Crew bei den Herisauerinnen und Herisauern untergebracht, da es sich um eine Low-Budget-Produktion handelt. Ich dachte, da würde sich kaum jemand darauf einlassen – dahingehend habe ich die Herisauer aber unterschätzt», so Wloka. Nicht nur seien die Crewmitglieder mit offenen Armen empfangen worden, es wurde ihnen auch noch Kuchen ans Set gebracht. In Zürich sei alles immer sehr anonym, hier habe sie von allen pure Unterstützung erfahren.
Für Caroline Wloka ist Authentizität das Wichtigste, dazu brauche es gegenseitiges Vertrauen – so erhalte man das beste Resultat. «Regiearbeit bedeutet immer auch, in den Dialog zu gehen und nicht nur Befehle zu erteilen. Wir sind ein Team. Teils bringen die Schauspielenden Ideen ein für die Rolle, auf die ich nicht gekommen wäre. Wir haben auch immer geprobt, bevor wir am Set gefilmt haben», sagt sie. Am Set will Wloka nie Stress, lediglich konzentriertes Arbeiten. «Die Crew kann gefordert werden, sollte aber niemals unter Stress gesetzt werden», ist Wloka sicher. Mit dem Film ist sie sehr zufrieden, vor der Premiere sei sie aber nervös gewesen. «Ich schaue immer, wie das Publikum auf den Film reagiert, viel weniger auf den Film», sagt sie und lacht. Es gäbe zwar Dinge, die sie heute anders machen würde, sie könne aber voll und ganz hinter dem Ergebnis stehen. «Der Film hat eine starke Grundaussage, die Jung und Alt zum Nachdenken anregt, ohne zu moralisieren – das wollte ich erreichen und das ist uns gelungen», so die Regisseurin. Jeder könne aus dem Film seine eigenen Schlüsse ziehen. «Der Film entsteht in den Köpfen der Zuschauer, denn jeder hat einen anderen Ausgangspunkt und Blickwinkel auf die verschiedenen Themen. Ich hoffe, der Film kann die Generationen verbinden.»
Stefanie Rohner
Wunderbarer und eindrücklicher Film mit einer kompetenten Regisseurin. 🍀🌹🎥
Vreni Brun antwortenLade Fotos..