Michelle Kolb
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Alena Eichenberger, Bereichsleiterin Früherkennung und Krebsvorsorge. sro
In etwas weniger als zwei Wochen startet das «donna-Programm» auch im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Ein Programm, welches dafür sorgen soll, dass Brustkrebs bei Frauen früh erkannt wird.
Vorsorge Ab Juni können sich alle Frauen in Ausserrhoden zwischen dem 50. und 74. Lebensjahr über das qualitätskontrollierte Mammografie-Screening-Programm «donna» freiwillig untersuchen lassen. 9'400 Frauen in Ausserrhoden fallen in diese Zielgruppe. Damit soll eine frühe Brustkrebserkennung erleichtert werden. Eine frühe Erkennung von Brustkrebs ermöglicht eine schonendere und weniger belastende Behandlung. Bei Frauen unter 70 Jahren ist Brustkrebs die häufigste diagnostizierte Krebserkrankung. Die Krebsliga Ostschweiz leitet das Programm und es wird bereits in den Kantonen St.Gallen, Solothurn, Bern und Graubünden und seit kurzem auch im Kanton Appenzell Innerrhoden durchgeführt. «Der Kanton Ausserrhoden hat uns betreffend der Programmeinführung kontaktiert, aber wir sind vor Jahren schon proaktiv auf den Kanton zugegangen», sagt Alena Eichenberger, Bereichsleiterin Krebsvorsorge/Früherkennung.
Möchte ein Kanton Teil des Programms werden, ist das Vorgehen unterschiedlich. «Es gibt Kantone, die neu starten und eigene Erstellungsstandorte für die Mammografie benötigen. Das erfordert mehr Vorarbeit als bei Kantonen, welche die Mammografie in einem bereits bestehenden Standort durchführen lassen können», so Eichenberger. Generell aber haben alle Kantone gemein, dass das Programm von ihnen mitfinanziert wird – dies vor allem für die Administration und Qualitätssicherung. «Das Mammografie-Screening an sich wird von den Krankenkassen bezahlt. Im Rahmen dieses Programms ist es für die Frauen von der Franchise befreit – das heisst, sie zahlen lediglich den Selbstbehalt von rund 20 Franken», sagt Eichenberger. So sollen sich möglichst viele Frauen dieses Screening leisten können. Eine Mammografie kostet ausserhalb des Programms 200 Franken oder mehr.
Die Krebsliga Ostschweiz schliesst mit den Versicherern Verträge für den jeweiligen Kanton ab. Das «donna-Programm» wird im Kanton St.Gallen seit 2010 durchgeführt, Graubünden folgte ein Jahr später. 2018 und 2020 folgten die Kantone Bern und Solothurn, anschliessend Appenzell Innerrhoden und nun Ausserrhoden. Die Krankenpflegeleistungsverordnung ist so ausgelegt, dass Frauen ab 50 Jahren alle zwei Jahre eine Mammografie machen können, deren Kosten von der Versicherung übernommen werden. Hat ein Kanton entschieden, das Programm zu starten, werden alle in Frage kommenden Frauen innert zwei Jahren das erste Mal angeschrieben. «Dies bereits mit einem Terminvorschlag, der angepasst oder abgesagt werden kann», sagt Eichenberger. Alle zwei Jahre erfolgt eine erneute Einladung. «Auch Frauen, die älter als 74 Jahre alt sind, können innerhalb des Programms Screenings durchführen lassen, diese müssen sich aber aktiv melden», meint Eichenberger. Je nach Risikofaktoren reicht eine Untersuchung alle zwei Jahre. Frauen, die in der Familie bereits Angehörige haben, welche an Brustkrebs oder einer sonstigen Art von Krebs erkrankt sind, wird empfohlen, jährlich zur Kontrolle zu gehen. «Dann kann nebst dem Screening durch 'donna' im Jahr dazwischen ein solches vom Hausarzt oder der Gynäkologin veranlasst werden.» Mit dem «donna-Programm» möchte die Krebsliga so viele Frauen wie möglich erreichen. Nicht alle würden die Einladung zu einem Termin wahrnehmen, andere kommen nicht in Frage. «Einige sind schon in Abklärung, haben schon eine Diagnose oder befinden sich in Behandlung.»
In der Schweiz erkranken jährlich circa 6‘300 Frauen an Brustkrebs. Rund 1‘400 Frauen sterben daran. Gemäss dem Krebsregister Ostschweiz war Brustkrebs von 2017 bis 2022 die häufigste Krebsdiagnose bei Frauen in Appenzell Ausserrhoden. Über 40 Frauen wurden jährlich diagnostiziert, durchschnittlich zehn Frauen sind an Brustkrebs verstorben. Eichenberger sagt, das Risiko für Brustkrebs nehme auch bei den Jüngeren tendenziell zu. «International bestehen Diskussionen, dass die Früherkennung bereits ab dem 45. Lebensjahr durchgeführt werden sollte. Auch wir stellen fest, dass wir auf die Einladung vermehrt die Rückmeldung erhalten, die Frauen hätten bereits eine Diagnose. Um aber jüngere Frauen ins Programm aufnehmen zu können, müsste erst die Krankenpflegeleistungsverordnung angepasst werden», sagt Eichenberger.
Durch eine Mammografie werden Tumore, die wenige Millimeter gross sind, bereits erkannt. Ist eine Frau sehr geübt, können Tumore beim Abtasten ab rund einem Zentimeter erkannt werden. Die Krebsliga stellt fest, dass das «donna-Programm» nützt. Dies wurde in einer eigens erstellten Studie festgestellt. «Bei den Frauen, die im Rahmen des Programms eine Diagnose erhielten, konnten wir zeigen, dass diese 30 Prozent weniger Chemotherapien oder belastende Therapien in Anspruch nehmen mussten und eine Mastektomie – die Entfernung der Brust – kommt ebenfalls weniger oft vor», sagt Eichenberger. Auch die Überlebenswahrscheinlichkeit falle höher aus.
Die Krebsliga nimmt nebst «donna» weitere Aufgaben wahr. «Das Kerngeschäft ist die Beratung und Unterstützung von Krebskranken, aber auch deren Angehörigen», sagt Eichenberger. Nicht nur Fragen zum Medizinischen und Finanziellen würden dabei geklärt. Die Beratung ist durch Spenden finanziert, alle Früherkennungsprogramme durch die Krankenkassen und Kantonsbeiträge. Die Krebsliga führt zudem für mehrere Kantone ein Krebsregister. Weiter bietet die Krebsliga die Stomaberatung an – Fachberatung für Menschen mit einem künstlichen Darm- oder Blasenausgang sowie den palliativen Brückendienst.
Stefanie Rohner
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