Michelle Kolb
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2021 hatte die Herisauer Rico Sicherheitstechnik AG einen Kaufvertrag für rund 3'800 Quadratmeter Land im Gewerbegebiet Nordhalden unterschrieben. Dieser Vertrag könnte platzen, die Rico prüft derzeit, ob ein Standort auf dem Cilander-Gelände geeignet wäre.
Gewerbe Die Nordhalden gehört der Gemeinde, unter deren Beizug die Firma Rico seither die Planungen für einen neuen Firmensitz vorangetrieben hat. Die Rico Sicherheitstechnik reichte den Vorabzug des Baugesuchs ein und die Visiere wurden auf dem Bauland gestellt. Doch nun hat sich für die Rico mit der Geschäftsaufgabe der AG Cilander eine nicht vorhersehbare Chance ergeben: Auf dem Gelände könnte die Rico schneller und effizienter bestehende Gebäude umnutzen, als in der Nordhalden neu zu bauen, heisst es in der Medienmitteilung der Gemeinde. «Die Schliessung der AG Cilander ergab eine neue Ausgangslage, in welche die Gemeinde unmittelbar und immer miteinbezogen war. Die Rico Sicherheitstechnik hat einen Kaufvertrag. Dieser steht immer noch und Rico will nun die Option 'Cilander' prüfen. Entsprechend ist aktuell in der Nordhalden noch alles offen. Der Vertrag würde einen Ausstieg zulassen», erklärt Gemeinderat Glen Aggeler. Die Pläne für die Nordhalden sind sistiert und die Rico führt Verhandlungen mit der AG Cilander und prüft Machbarkeiten.
Für die Gemeinde würde dies einerseits bedeuten, dass der Verkauf in der Nordhalden gegebenenfalls nicht zustande kommt. Andererseits hätte es für die Gemeinde Vorteile, wenn ein guter Teil des Areals der AG Cilander zeitnah einer neuen Nutzung mit zahlreichen Arbeitsplätzen zugeführt würde und die Rico auch bei dieser Variante in Herisau bliebe, erklärt Gemeindepräsident Max Eugster. «Natürlich würden wir gern bald erste Bagger in der Nordhalden sehen und stehen auch mit einem weiteren Interessenten kurz vor Abschluss der Verhandlungen. Aber wir sind nicht unter Zeitdruck, das Gewerbeland bleibt wertvoll und attraktiv», lässt Eugster in der Medienmitteilung verlauten. Auch Aggeler zeigt Verständnis. «Natürlich würden wir uns freuen, wenn auch in der Nordhalden gebaut würde. In der Nordhalde müsste die Rico Sicherheitstechnik AG einen Neubau mit entsprechendem Zeitbedarf erstellen. In der AG Cilander ginge es mit wenigen baulichen Anpassungen wesentlich schneller. Wir freuen uns, wenn ein Teil des Cilander-Areals einen Käufer findet und die Rico und mit ihr die Arbeitsplätze in Herisau bleiben, wenn dies dann wirklich so kommt», so Aggeler.
Für die Gemeinde sei es das Wichtigste, dass das Cilander-Areal weiter aktiv genutzt werde und die Arbeitsplätze von Rico erhalten blieben. Die Gemeinde stehe für die nächsten Schritte in direktem Kontakt mit der Rico und der AG Cilander. Gleichzeitig treibt sie die Vermarktung der Nordhalden weiter voran. Dabei könne sie auf die Unterstützung des kantonalen Amtes für Wirtschaft und Arbeit zählen, das eng in die Prozesse eingebunden ist. Dennoch kommt es dadurch zu Verzögerungen in der Nordhalden. «Das ist so. Die Visiere stehen und wir gingen von einem zeitnahen Baubeginn aus. Wir stehen aber nicht unter Druck», betont Aggeler. Der Gemeinderat glaubt auch nicht, dass sich ein möglicher Absprung für allfällige Interessierte negativ auswirken könnte. «Im Gegenteil: Einerseits kann der Schritt von Rico eingeordnet werden. Andererseits vermittelt das bestehende entwickelte Projekt auch Planungssicherheit. Gegebenenfalls können sogar Interessierte ein Projekt übernehmen und anpassen», meint Aggeler.
Der Vertrag mit Rico steht aktuell noch. Wie sieht es ansonsten in der Nordhalden aus? «Für die anderen Baufelder B1.2 und A, also die ganze untere Reihe, wurden Verträge fertiggestellt. Wir rechnen damit, dass sie bis zu den Sommerferien unterzeichnet werden können. Es handelt sich dabei um eine sehr qualifizierte und interessante Ansiedelung», sagt Aggeler. Mit einem weiteren Interessenten für das Baufeld B2.3 sei man im Kontakt. Dort laufe eine Machbarkeitsstudie. Im Einwohnerrat wurde immer wieder nachgehakt, warum sich denn der Verkauf der Baufelder so lange hinziehen würde. Aggeler meint, wertvolle Ansiedelungen würden Zeit benötigen, insbesondere die Betriebe bräuchten diese für ihre Planungsschritte und den Kaufentscheid im Nachgang dieser Schritte. «Dies haben wir etwas unterschätzt. Gut Ding will aber auch Weile haben. Die Gemeinde steht nicht unter Zeitdruck – sie will Betrieben mit wertschöpfenden Arbeitsplätzen einen Platz bieten und strebt keine schnellen Verkäufe um jeden Preis an», so Aggeler. Es sei jedenfalls keineswegs so, dass die Bauvorschriften in der Nordhalden zu streng seien. «Im Gegenteil können wir in der Nordhalden eine grosse Planungssicherheit gewähren. Dies bestätigte auch die Rico. Ihr Projekt zeigt das Potenzial auf», sagt Aggeler. Aleksander Agatonovic, CEO der Rico Sicherheitstechnik AG, meint in der Medienmitteilung: «Die Nordhalde ist für unsere Bedürfnisse sehr gut geeignet. Mit der Geschäftsaufgabe der AG Cilander hat sich für uns jedoch eine neue, nicht vorhersehbare Situation ergeben. Das bereits vorhandene Gebäude ist ideal und wir können es mit wenigen Umbauten nutzen.»
Stefanie Rohner
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