Nina Falk
Die Schauspielgruppe ermöglicht es Laien, auf der Bühne zu stehen.
Dominik Lämmler (l.) und Sam Liechti (links) stellen "Hallers Erben" an der Vernissage vor. z.V.g.
Am 1. Februar laden Hallers Erben zu einer Buchvernissage der besonderen Art. In der Chälblihalle Herisau werden alle Aspekte, die entstanden sind, präsentiert.
Kunstprojekt Die Herisauer Dominik Lämmler und Sam Liechti sind Hallers Erben. Ein Name, der für ein audiovisuelles Gesamtprojekt steht, geboren aus einer Buchidee mit 13 Gedichten und Gemälden. Nicht der einzelne Künstler, sondern deren Visionen sollen im Zentrum stehen. Die Idee entstand vor rund fünf Jahren und aus der reinen Buchidee hat sich inzwischen ein Kunstprojekt entwickelt.
Das Buch enthält 13 Kapitel mit Gemälden von Dominik Lämmler und Texten von Sam Liechti. Inzwischen wirken viel mehr Künstlerinnen und Künstler mit als zu Beginn angedacht. Hallers Erben ist in Anlehnung an Hermann Hesses Harry Haller aus dem «Steppenwolf» entstanden. «Haller ist ein spezieller Charakter, er ist ein Getriebener. Einerseits mit einer bürgerlich-angepassten Seite und auf der anderen Seite steppenwölfisch, einsam, sozial- und kulturkritisch», sagt Sam Liechti. So sind denn auch Liechti und Lämmer einerseits verankert im «bürgerlichen» Leben mit Berufsalltag und Familie, andererseits kreativ kritisch in ihrer künstlerischen Welt.
Die Grundarbeit an dem Buch war innert eines Jahres abgeschlossen. Danach folgten Ideen, wie man das Projekt ausweiten könnte. «Schliesslich wurden Hörstücke eingelesen, Musik und Songs dazu produziert», sagt Lämmler. Über 30 Kunstinteressierte konnten die zwei Herisauer motivieren, gemeinsam mit ihnen ihr Buch zum audiovisuellen Erlebnis werden zu lassen. Zu jedem Gemälde und Text entstehen zudem 13 Kabinen, die zum Thema passend gestaltet werden. Die Texte wurden von diversen Künstlerinnen und Künstlern eingelesen. Am 1. Februar findet die Vernissage zum Buch in der Chälblihalle Herisau statt. Dort ist aber noch nicht das ganze künstlerische Ausmass des Projekts zu sehen. Eine der Kabinen wird dort in Rohform zu bestaunen sein, um den Gästen einen Vorgeschmack zu bieten. Im April werden die 13 Kabinen im Alten Zeughaus in Szene gesetzt. Ein Mensch, ein enger Raum, einer der 13 Texte im Ohr, das Bild vor sich.
««Die Kabinen werden mit LED beleuchtet, sind aber eher düster gestaltet. Mit Kopfhörern und bei geschlossener Tür können die Besucherinnen und Besucher voll eintauchen», so Lämmler. Teils seien die Kabinen wild, überladen oder sehr dunkel. «Unsere Themen sind eher schwer – so werden auch Depressionen oder Suizid thematisiert. Die Kabine ‘schwarzes Seelenloch’ wird ein paar Grad kälter sein als die anderen. Wir möchten Emotionen auslösen», so Lämmler. Die Themen, die angesprochen werden, sind den beiden wichtig: Liebe, Freundschaft oder der Umgang mit der Erde oder der Migration etwa. «In diesen Themen hat es auf den zweiten Blick auch immer eine Ästhetik. Das Buch soll man nicht aus der Distanz geniessen», sagt Lämmler. Die Gemälde von Lämmler sind in der Kabine und im Buch in einem kleinen Format zu sehen – es handelt sich dabei aber um grossformatige Gemälde, zwei auf zwei Meter. Er malt schon sein Leben lang und konnte auch schon mehrfach ausstellen. «Mir ist aber lieber, wenn wir, so wie jetzt, viele Künstlerinnen und Künstler sind – dann steht das Werk und nicht der Urheber im Fokus», so Lämmler. Die Veranstaltungen, die anstehen, sollen nur den Auftakt darstellen. «Das Buch und alle Projekte drum herum, die wir gerne auch an anderen Orten präsentieren würden, sind das Resultat unserer vierjährigen Arbeit und symbolisieren damit quasi einen Punkt nach einem Satz. Es ist dies der erste Satz – ihm werden weitere folgen», so Lämmler. Er könne sich auch eine Wanderausstellung vorstellen. «Auch spannend fände ich eine Platzierung der Kabinen im öffentlichen Raum. Aber das müsste zuerst noch finanziert werden. Bislang haben wir das – mit Unterstützung – selbst getan», so Lämmler. Doch vorerst, so Liechti, «wollen wir mit möglichst vielen das feiern, was wir geschaffen haben.»
Stefanie Rohner
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