Nina Falk
Die Schauspielgruppe ermöglicht es Laien, auf der Bühne zu stehen.
Marianna Buser präsentiert im Ost-Friedhof eine Schwarz-Erle. we
Der Baumbestand in St.Gallen ist äusserst vielfältig. Allein im Ost-Friedhof stehen zahlreiche grossgewachsene einheimische und exotische Bäume. Dies zeigt ein Baumspaziergang mit der Feldbotanikerin, Kräuterspezialistin und Köchin Marianna Buser.
Bäume Für einen eindrücklichen Baum-Spaziergang bietet sich der von Marianna Buser, Feldbotanikerin und Köchin, gewählte Rundweg von der Zilstrasse bei der Stephanshorn-Busendstation über den Weiher bis hin zur Abdankungshalle bestens an. Er führt zu besonders vielen und interessanten Baumarten im Friedhof. Die Bäume dienten bis vor nicht allzu langer Zeit der Ernährung von Mensch und Tier. Verwertet wurden nicht nur die Früchte der diversen Obstbäume, sondern insbesondere auch die Blätter, das Harz, die Rinden und die Blüten. Dieses Wissen wurde zu einem grossen Teil nur mündlich weitergegeben und ist mit der Industrialisierung verloren gegangen. Die verschiedenen Baumarten unterscheiden sich in ihrer Statur, ihrer Rinde und ihrem Blattwerk auch darin, wie sie in der Küche oder in der Naturheilkunde eingesetzt werden können.
Die immergrünen Nadeln der Douglasie verströmen, wenn man sie zerreibt, einen aromatischen zitronenartigen Geruch. Das Holz ist vielseitig verwendbar und das Harz als Oreganbalsam bekannt. Die fünfnadelige Arve gilt als Königin der Alpen, wo sie ihr ganzes Leben Wind und Wetter trotzt. Es ist nachgewiesen, dass bei einer Übernachtung in einem Arvenzimmer der Herzschlag reduziert und der Schlaf tiefer wird. Auch mit einem mit Arvenholzspänen gefüllten Kopfkissen kann man die positiven Eigenschaften des Arvenholzes nutzen. Das weiche Innere der Arvennüsschen ist nährstoffreich und schmackhaft. Es war früher eine willkommene, wenn auch aufwendig zu gewinnende Ergänzung des Speiseplans. Der wohlschmeckende Samen, der 70 Prozent Fette und 20 Prozent Eiweiss enthält, ist essbar, wird zu «Arvenmüesli» verarbeitet und auch zum Backen verwendet. Aus dem Harz der Waldföhren (Waldkiefern) kann durch Destillation Terpentinöl gewonnen werden. Früher wurde es auch für die Kaugummi-Herstellung verwendet. Das Kieferna-delöl wird vor allem als schleimlösendes Mittel bei Bronchitis genutzt.
Von Eichen, die eine besonders grosse Vielfalt von Insekten beherbergen, bestehen rund 600 Arten. Sie sind das Symbol für Ewigkeit, kann ihr Leben doch über 30 Generationen dauern. In Ur- und frühgeschichtlicher Zeit sowie in Notzeiten wurden die harntreibenden Eicheln von Menschen als Nahrungsmittel genutzt. Eichenholzchips werden zur Aromatisierung von Wein verwendet. Die gleiche Funktion kommt den Weinfässern aus Eiche zu. Die Grauerlen weisen in den Blättern besonders viele Mineralstoffe auf und stellten früher ein Nahrungsmittel für arme Leute dar. Die Birke wird vielfältig verwendet. Der Birkensaft ist beliebt, soll entzündungshemmend, cholesterinsenkend wirken und den Haarausfall bekämpfen. Auch Birkenzucker wird gewonnen. Er hat 240 kcal auf hundert Gramm und weist damit 40 Prozent weniger Kalorien auf als der übliche Haushaltszucker und wird insulinunabhängig abgebaut. Die Blätter werden wegen ihrer harntreibenden Wirkung bei Rheuma und Wassersucht verwendet. Die herzförmigen Blätter enthalten viele Nährstoffe. Rinde, Blätter und Triebspitzen sollen dank der Salicylsäure schmerzstillend, entzündungshemmend und fiebersenkend wirken.
Die Beeren des Vogelbeerbaums sind eine beliebte Nahrung für Vögel und Säugetiere. Gekocht sind sie auch für den Menschen ungiftig, zu Konfitüre oder Mus verarbeitet gelten sie auch als Delikatesse. Essen kann man auch die Blüten des Ahorns. Wenn die Bäume im Frühjahr ihren nährstoffhaltigen Saft aus den Wurzeln in die Blattknospen aufsteigen lassen, wird der Stamm angesägt oder angebohrt und der Ahornsaft abgezapft. Dieser wird eingedickt und ist ein beliebtes Süssungsmittel. Aus den Blättern der Winterlinde lässt sich ein feiner Salat herstellen. Die Lindenblüten sollen bei einer Fülle von Krankheiten helfen. Der Blütentee schafft Linderung bei Erkältung und Grippe.
Hochgiftig ist die Eibe. Der rote Samenmantel (Beere) enthält dagegen keine Giftstoffe und wird von den Vögeln gefressen. Der darin enthaltene Samen aber ist wie der Rest der Eibe tödlich giftig. Die Früchte der Rosskastanie sollen Blutgefässe, insbesondere Venen stärken und gegen Thrombosen und Krampfadern eingesetzt werden. Aus Samen, Borke, Laubblättern und Blüten werden Grundstoffe für die pharmazeutische Industrie gewonnen. Die Blüten des Holunderstrauchs dienen der Herstellung des bekannten Holundersirups («Holunderwässerli») und Marmelade, sollten aber niemals roh gegessen werden, da sie ungekocht giftig sind. Der Lärche wird verschiedenartig heilende Wirkung zugeschrieben. Am bekanntesten ist das aus ihr gefertigte Terpentin.
Die Haselnuss des Haselstrauches steuerte früher einen wichtigen Beitrag zur Ernährung des Menschen bei und ist heute noch sehr beliebt. Aus den Nüssen lassen sich die verschiedensten Naturgerichte, Süssigkeiten, Kuchen, Gebäcke und auch Liköre zubereiten. Die jungen, frisch ausgetriebenen Blätter und Knospen können als schmackhafte Beigaben zu Blatt- wie auch Mischsalaten verwendet werden.
Am Schluss konnten sich die Rundgang-Teilnehmenden bei einem Imbiss ein Bild machen, welch vielseitige und schmackhafte Gerichte von Bäumen möglich sind. Weitere Auskünfte auch zu Kräuter-Führungen und Kräuter-Kochkursen erteilt Marianna Buser gerne auf Anfrage unter 078 860 46 99. Unter www.mariannabuser.ch gibt es weitere Informationen zu ihrer Tätigkeit.
Von Franz Welte
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