Samuel Zuberbühler
will mit Zwischennutzung des Waaghauses die Innenstadt beleben.
Die App "Resilyou" wurde so entwickelt, dass sie die Resilienz einer Person stärkt.
Die Resilyou-App richtet sich an Jugendliche und Erwachsene, die ihre Resilienz stärken möchten, um selbstbewusst den Herausforderungen des modernen Lebens zu begegnen. Durch kurzweilige Übungen, die leicht in den Alltag zu integrieren sind, erlernt man verschiedene Werkzeuge und Methoden, welche helfen, selbstwirksam mit Krisen umzugehen.
Resilienz «Wofür bist du heute dankbar? Auf was bist du heute stolz? Wer hat dich heute inspiriert – und warum?» Fragen wie diese stellt die App «Resilyou» ihren Nutzerinnen und Nutzer. Ihre Entwicklerin Meike Kocholl weiss, dass sich mit nur fünf Minuten Training pro Tag die eigene Resilienz stärken lässt. «Es ist die App, die dir hilft, in einem schnelllebigen und sich verändernden Leben mental stark und gelassen zu bleiben.»
Krisen und negative Emotionen verdecken Ressourcen und Stärken, die vorhanden sind. Indem man alte, positive Einträge durchliest und sich seiner Stärken erinnert, werde man sich seiner Selbstwirksamkeit bewusst. «Die App baut also in guten Zeiten einen Ressourcen-Rucksack für schlechte Zeiten auf», erklärt Kocholl. Ausserdem trainiere die App verschiedenste in der Wissenschaft erwiesene Säulen der Resilienz, also die Eigenschaften, die einen in der Krise schneller wieder aufstehen lassen. «Man lernt, dass Krisen auch etwas Gutes haben und man an ihnen wachsen kann», so die 28-Jährige. Während negative Gefühle nur drei Handlungen kennen, nämlich erstarren, kämpfen oder fliehen, eröffnen positive Gefühle einen sehr grossen Handlungsspielraum, auf den man in Krisen zurückgreifen kann. «Wenn ich weiss, was ich brauche, damit es mir besser geht, dann lasse ich mich nicht runterziehen, sondern die positive Spirale beginnt sich zu drehen», so Kocholl. «Wir müssen lernen, negative Denkmuster zu durchbrechen.» Weil die Kampf- und Fluchtreaktionen das Überleben der Menschen gesichert hätten, sähen wir immer noch vermehrt das Negative, obwohl rational keine Gefahr mehr droht. «Um aufblühen zu können, müssen wir lernen, das Positive stärker hervorzuheben», informiert die Studentin.
Die App steckt voller Infos und Tipps, die helfen, die psychische Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. «Wer erhaltene Komplimente aufschreibt, generiert eine Liste von Stärken, die von aussen bestätigt wurden», sagt Kocholl. «Ich werde mir meiner Stärken bewusst, gewinne an Selbstvertrauen und wage mich, mehr zu riskieren.» Das alles geschehe aus einer Perspektive der Selbstentfaltung und nicht der Selbstoptimierung heraus. Nutzerinnen und Nutzer legten den Fokus auf Themen, die sie beschäftigen und passten die App auf ihre eigenen Bedürfnisse an. Es gehe darum, wie man seine Gedanken und Gefühle ausdrücke und nicht darum, was genau ausgedrückt werde. «Dieser Ansatz fördert eine persönliche und kreative Herangehensweise, die es allen Nutzenden ermöglicht, ihr inneres Erleben auf eine Weise zu erforschen, die für sie am sinnvollsten und nützlichsten ist», erklärt die Entwicklerin. So entstehe ein Raum, in dem Selbstreflexion und persönliches Wachstum im Vordergrund stünden, frei von jeglicher Vorgabe oder Einschränkung durch die App.
Seit ihrer Einführung Ende 2022 hat sich die App als wirksames Werkzeug zur Förderung der psychischen Widerstandsfähigkeit etabliert. Die Übungen auf der Plattform basieren auf den Prinzipien der Positiven Psychologie sowie auf Forschungsergebnissen zu Resilienz- und Schutzfaktoren. «Eine besondere Stärke der App liegt in der Qualität der Inhalte», offenbart Kocholl. «Alle Übungen und Ratschläge werden von Fachpersonen für Psychotherapie geprüft, um sicherzustellen, dass sie sowohl wissenschaftlich fundiert als auch praxisnah sind.» Diese fundierte Grundlage ermögliche es den Nutzerinnen und Nutzern, ihre inneren Ressourcen zu aktivieren und besser mit Stress und Unsicherheiten umzugehen.
«Wir haben Fans gewonnen, die die App seit ihrem Start intensiv nutzen», verrät die Entwicklerin. Die meisten Menschen, die dranbleiben, seien gemäss ihrer Analyse zu zweit unterwegs. Die Leute beschreiben das Gefühl des gemeinsamen Trainings als etwas Magisches und unglaublich Schönes. «Wir sehen aber auch, dass für viele Nutzende die Hürde, jemanden zu fragen, zu hoch ist», sagt Kocholl, weshalb man daran sei, anonyme Matchings zu ermöglichen und Events zu organisieren, an denen man einen sogenannten Growbuddy finden kann, der ebenfalls so motiviert ist, wie man selbst. Dass jede Woche neue Nutzende dank Empfehlungen zur Gemeinschaft dazustossen, freue sie und erfülle sie mit Stolz. In der privilegierten Position zu sein, ihren Traumjob als Beruf ausüben zu dürfen, mache sie dankbar. «Die kontinuierliche Entwicklung der App und die Vision, möglichst viele Menschen damit zu erreichen und zu inspirieren, gibt mir täglich neue Energie», erzählt Kocholl und ergänzt: «Als leidenschaftlichste Nutzerin meiner eigenen App, erlebe ich ihre Wirkung direkt.» Diese Erfahrungen bereicherten nicht nur ihr berufliches Wirken und ihre Karriere, sondern auch ihr persönliches Leben in vielfältiger Weise. «Statt Wasser zu predigen und Wein zu trinken, lebe ich das Leben selbst, welches ich anderen empfehle», resümiert die Entwicklerin. Die App, die Meike Kocholl gemeinsam mit der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St.Gallen und der HSG entwickelte, ist im App- und Google Play Store erhältlich. Die Kantonalkirche übernimmt die Kosten einer Premium-Mitgliedschaft für alle im Kanton wohnhaften Personen.
Die Säulen der Resilienz repräsentieren verschiedene Faktoren, die dazu beitragen, die psychische Widerstandsfähigkeit einer Person zu stärken: Soziale Unterstützung, Selbstwirksamkeit und positive Denkweisen sowie Akzeptanz von Veränderungen, Selbstregulation oder lösungsorientierte Bewältigungsstrategien. Diese Säulen basieren oft auf Forschungsergebnissen der Resilienzforschung und der Positiven Psychologie.
Von Benjamin Schmid
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