Ruth Inauen
Die 20. Guggennacht Engelburg ist die letzte, die sie organisiert.
Vica Mitrovic wird nicht nur das Stadtparlamentspräsidium aufgeben, sondern zwei Monate später auch seinen Platz im Rat räumen.
Vica Mitrovic (SP) gibt sein Amt als St.Galler Stadtparlamentspräsident und damit höchster St.Galler am nächsten Dienstag an die vorgesehene neue Präsidentin Jacqueline Gasser-Beck (GLP) ab. Auf sein Amtsjahr blickt er mit Genugtuung und Dankbarkeit zurück. Er erwähnt dabei die vielen interessanten neuen Kontakte, die er als Repräsentant von Parlament und Stadt knüpfen konnte.
Ratspräsidium Für Mitrovic war es ein Jahr der Erlebnisse. Obwohl sein Name einen Migrationshintergrund verrät, ist er in allen Kreisen immer sehr korrekt empfangen worden. Er erlebte viel Wertschätzung, auch bezüglich des Gremiums, das er vertreten hat. Er hat die Möglichkeit genutzt, ebenfalls eine Wertschätzung gegenüber den Veranstaltern, die ihn eingeladen haben, zu zeigen und den Dank für ihr Engagement auszudrücken. Er ist sich der politischen Verantwortung in der ausgeübten Tätigkeit bewusst gewesen und hat daher insbesondere auch die Bedeutung des Stadtparlaments auf kommunalpolitischer Ebene aufgezeigt. Es ist ihm nie um seine Person gegangen, zumal das Parlamentspräsidium der Höhepunkt seines politischen Wirkens gewesen ist und er keinerlei politische Ambitionen mehr hat. Sein Vorbild beim repräsentativen Wirken ist ihm die heutige Nationalrätin Franziska Ryser gewesen, welche dieses stets mit grosser Souveränität wahrgenommen hat.
Nie hat er die Aufgabe als Bürde empfunden. Das Amt gilt zwar als eines, in das beim Besuch von rund hundert Veranstaltungen im Jahr viel unbezahlte Zeit investiert werden muss, doch Mitrovic hat keine zeitliche Überlastung erlebt, weil er ja auch bekannt dafür ist, dass er mit Freude kommuniziert und sich für die Anliegen aller Stadtbewohnerinnen und -bewohner interessiert. Zudem hat er als früherer Gewerkschaftsfunktionär ein gutes Zeitmanagement gelernt. Die Kommunikationsabteilung hat ihn, immer wenn er sie beansprucht hat, optimal bedient. Unvergesslich ist ihm die Aufnahme insbesondere bei der Ortsbürgergemeinde und bei Gastro St.Gallen geblieben, wo er einen besonders gewinnbringenden Gedankenaustausch erlebt hat. Bei kleineren Versammlungen nutzte er die Möglichkeit, noch stärker auf individuelle Anliegen einzugehen. Beim Vorsitz des Stadtparlaments sind ihm als erfahrener Kenner politischer Prozesse, wie er betont, keine Fehler unterlaufen, auch keine bei Sitzungen mit einer komplizierten Abstimmungsabfolge. Dies dank guter Unterstützung durch den Stadtschreiber und die Verwaltung, die aus seiner Sicht sehr gute Arbeit leisten. Geschätzt hat er auch die Effizienz des Stadtparlaments, das sehr viele Geschäfte in kurzer Zeit, aber auch sehr kompetent und gründlich behandelt hat.
In der aktiven politischen Arbeit geht Mitrovic dem Ende zu. «Fünfzehn Jahre Mitglied des Stadtparlaments ist genug. Es ist Zeit, einem Jungen Platz zu machen,» betont er. In ein höheres Amt, zum Beispiel in den Kantonsrat, will er sich auch nicht wählen lassen, zumal er bald das Pensionsalter erreicht. Dabei freut es ihn, dass es ihm gelungen ist, das grüne Ratsmitglied Jeyakumar Thurairajah aufzumuntern, sich als neuer Vizepräsident zur Verfügung zu stellen. So wird 2026 wiederum ein Kommunalpolitiker mit Migrationshintergrund höchster St.Galler werden und erneut aufzeigen, wie gut sich sogar Personen mit ausländischen Wurzeln assimilieren und in der Kommunalpolitik aktiv werden können. Wie Mitrovic wird er aber ebenfalls für ein besseres Verständnis zwischen St.Gallern und Ausländern sorgen. Der scheidende Präsident ist überzeugt, dass es ihm als in der Gesellschaft gut Vernetzter nicht langweilig werden wird, obwohl er beabsichtigt, seine Zugehörigkeit zum Stadtparlament Ende Februar aufzugeben, damit ein junger engagierter Nachfolger «nachrutschen» kann. Er will weiterhin in beschränktem Umfang Übersetzungsarbeiten ausführen, schreiben und wandern. Gegenwärtig ist er mit der deutschsprachigen Ausgabe seines Buches «Gastarbeiter» beschäftigt.
Mitrovic betont, dass er mit Dankbarkeit auf seine ihm vertrauensvoll übertragenen kommunalpolitischen Aufgaben zurückblickt und im Hintergrund die Entwicklungen verfolgen wird. Es ist ihm bewusst, dass schwierige neue Aufgaben auf die Stadt zukommen werden, was er auch in seiner Abschiedsrede im Parlament zum Ausdruck bringen will. Doch er ist zuversichtlich, dass es dem gut aufgestellten parlamentarischen Nachwuchs gelingen wird, auch schwierige Probleme, wie die Finanzierung der zentralörtlichen Leistungen, zu lösen.
Von Franz Welte
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