Gabriela Eberhard
hat eine Interpellation zur Befalggung der Stadt zur Pride 2025 eingereicht.
Kantonsrat und HEV-Präsident: Christoph Bärlocher.
An der 130. Mitgliederversammlung des HEV Stadt St.Gallen wurde Christoph Bärlocher einstimmig als Präsident und Nachfolger von Christoph Solenthaler gewählt. Im Interview erzählt er, was die wichtigsten Anliegen der Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer sind, was den HEV Stadt St.Gallen ausmacht und welchen Einfluss die Klima- und Energiekrise auf die Politik des HEV hat.
Christoph Bärlocher, wie haben Sie sich als Präsident des HEV Stadt St.Gallen eingelebt?
Da ich bereits im Geschäftsleitungsausschuss Einsitz hatte, war die Umstellung nicht allzu gross. Mit dem Geschäftsführer Remo Daguati habe ich eine Person an der Seite, die den Verband aus dem Effeff kennt und mich stark unterstützt. Unser Fokus bleibt weiterhin beim Einsatz zugunsten der Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer.
Was zeichnet Sie aus?
Ich denke, ich kann gut auf Leute zugehen, zuhören und bin offen, nach Lösungen für anstehende Probleme zu suchen. Ich bin eher dafür, einen Konsens zu finden, als auf Positionen zu verharren, die niemanden weiterbringen. Zudem kann ich mich schnell in neue Thematiken eindenken, was mir hilft, Arbeiten effizient zu erledigen.
Was sind die wichtigsten Anliegen der Hauseigentümer?
Unsere Mitglieder werden aktuell mit immer neuen Regulierungen konfrontiert, das Ammenwesen des Staats greift je länger je stärker um sich. Neue Sanierungspflichten oder Abgaben werden durch die Politik formuliert, gerade in der Stadt St.Gallen. Im Stadtparlament von St.Gallen sind Mehrwertabschöpfungen, die Verteuerung des Parkierens, Vorgaben zur Gestaltung des Gartens, ein rigoroser Schutz der Bäume oder Vorgaben zum Bau von Sozialwohnungen in Diskussion. Die ganze Liste der geplanten Einschränkungen würde den Inhalt ihrer Zeitung sprengen. Gegen diese Regulierungen und Abgaben setzen wir uns für unsere Mitglieder ein.
Was macht den HEV Stadt St.Gallen aus?
Unsere Mitglieder sind die wichtigste Basis. Wir veranstalten zahlreiche Anlässe übers Jahr, an denen man sich trifft und austauscht. Dabei diskutieren wir mit den Mitgliedern Themen wie energetische Sanierungsmöglichkeiten, Sicherheitsaspekte rund ums Haus, aber auch den Umgang mit Verdichtungsprojekten. Unsere Mitglieder sind eng mit der Stadt verbunden und tragen mit der Pflege ihrer Häuser zum Erscheinungsbild unserer Stadt bei. Unser Verband positioniert sich aber auch in politischen Fragen. Wir sind auf Seite der bürgerlichen Verbände sicherlich die pointierteste Stimme, welche die Schwachpunkte und Fehlentwicklungen in unserer Stadt ohne diplomatischen Seilakt beim Namen nennt. Und ja: Der Stadtverband ist solide finanziert, wir haben die Möglichkeiten, bei Bedarf Abstimmungskämpfe durchzuführen oder gesetzeswidrige Abgaben zu stoppen.
Welchen Einfluss hat die Klima- und Energiekrise auf die Politik des HEV?
Vor der Energieknappheit hat der HEV seit Jahren gewarnt. Gerade in St.Gallen sind die Schwankungen zwischen den Jahreszeiten enorm, was das Potenzial der alternativen Energieträger zur Energieproduktion, vor allem im Sommer, und den Zeitpunkt des Energiebedarfs, vor allem im Winter, betrifft. Wir haben keinerlei Ansätze zu Speicherlösungen, welche diese enormen Schwankungen auffangen. Die Diskussionen um die Klimakrise sind teilweise nicht mehr sachbezogen. Wir müssen den Dialog wieder in eine Richtung führen, welche die Probleme löst. Anstatt beispielsweise jedes Einfamilienhäuschen mit einer möglicherweise ineffizienten PV-Anlage zu bestücken, sollten wir auch im städtischen Umfeld über Grossanlagen bei Mehrfamilienhäusern, Wohnbaustiftungen oder der Industrie sprechen. Zudem wird man kaum darum herumkommen, Lösungen zu wählen, damit die Bandenergie, das heisst ein konstant produzierter Strom, der den Grundbedarf an Elektrizität über die Jahreszeiten deckt, gegeben ist.
Wie sehen Sie die Zukunft des Verbandes?
Der HEV Stadt St.Gallen steht auch bei seinen Mitgliedern in einem Spannungsfeld. Es gibt in unseren Reihen genauso konservative Kräfte wie progressiv-urbane Stimmen. Viele Mitglieder investieren mit Freude in die Nachhaltigkeit ihrer Gebäude, andere wollen sich nicht dreinreden lassen, wie sie ihren Garten gestalten. Der Verband muss eine Balance finden, um positive Ideen für die Entwicklung von St.Gallen zu unterstützen, gleichzeitig aber auch den Wildwuchs an Reglementierungen zu bekämpfen. Dieser Balanceakt ist nicht immer einfach zu bewältigen.
Ist der HEV Stadt St.Gallen zu SVP-lastig?
Der HEV bindet alle bürgerlichen politischen Kräfte ein, so auch die mit Abstand wählerstärkste Partei im Kanton. Wenn die Bevölkerung und die Politik der Stadt St.Gallen meinen, sie könnten ihre politischen Projekte und Ziele ohne einen Konsens mit dem Umland und dem Kanton erreichen, dann irren sie leider.
Sehen Sie punkto Frauenanteil im HEV Handlungsbedarf?
Wir haben den Frauenanteil im Vorstand in den letzten Jahren laufend ausgebaut und werden diesen auch weiter stärken. Da wir darauf achten, dass unsere Vorstandsmitglieder auch ein politisches Engagement verfolgen, sind wir indirekt vom Frauenanteil in den Räten abhängig. Auch dieser legt zu. Bei unseren Mitgliederanlässen ist das Verhältnis hingegen völlig ausgewogen. Daher sehe ich keinen besonderen Handlungsbedarf.
Wie bringen Sie Familie, Beruf, Politik und Verbandstätigkeit unter einen Hut?
Ausgleich finde ich bei und mit meiner Familie und auf gemeinsamen Ausflügen in die Natur. Ebenso ist die Begleitung unserer Kinder bei ihren Hobbys immer spannend und wertvoll. Ein Match des FCSG holt mich natürlich auch aus dem Alltag heraus. Ohne die grossartige Unterstützung meiner Frau und unseres familiären Umfelds könnte ich dieses Pensum gar nicht absolvieren. Dank ihrem Rückhalt und ihrem Verständnis kann ich diese Aufgaben wahrnehmen. Solange es mir Freude macht und ich die Unterstützung des Vorstands und der Mitglieder habe, versuche ich das HEV-Amt gewissenhaft auszuüben.
Interview von Benjamin Schmid
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