Julian Gemperli
misst sich bei den WorldSkills mit anderen Metallbauern.
An der Spitze der Trägerschaft der Sprachheilschule St.Gallen ist eine wichtige personelle Änderung erfolgt. Nach 27 ereignisreichen Jahren hat der Präsident des St.Gallischen Vereins für Hören, Sprache und Kommunikation Walter Gattiker sein Amt an Ilir Selmanaj abgegeben.
Sonderschulung Unter Gattikers strategischer Leitung erfuhr die Sprachheilschule zahlreiche Neuerungen und Erweiterungen im Bauwie im Betreuungsbereich. Es war ihm ein Anliegen, wie er im Gespräch sagt, einen fortschrittlich organisierten Verein zu übergeben. Davon zeugen die neuen Statuten mit Berücksichtigung auch der neuen Dienstleistungen und die Änderung des Namens des Trägervereins, der bisher St.Gallischer Hilfsverein für gehör- und sprachgeschädigte Kinder und Erwachsene hiess. Gattiker hat sich bei seiner Tätigkeit für den Verein in hohem Masse für die Bereitstellung von mehr Raum für die Sprachheilschule und seine Einrichtungen engagiert. Denn heute werden rund 300 Kinder vorwiegend aus dem Kanton St.Gallen betreut und beschult. Als er sein Amt antrat, waren es 120. Das hat mit der besseren Erfassung der Sprach- und Gehörgeschädigten und mit der Früherfassung zu tun, womit heute einem weit grösseren Kreis Hilfe geboten werden kann. Komplett Gehörlose sind dank den heutigen technischen Möglichkeiten im Gegensatz zu früher nicht mehr sehr zahlreich. Auch die Zahl der Stotterer ist markant zurückgegangen, während die anderen Sprachbehinderungen, insbesondere auch von Emigrationskindern, stark zugenommen haben.
Unter der Leitung von Walter Gattiker wurden die drei Unterrichtshäuser, die beiden Schulhäuser und das Haupthaus, früher «Bubenhaus», umfassend restauriert. Dazu kam der Neubau des «Mädchenhauses», das dem baulichen Ensemble ein modernes Gesicht gibt. Neu entstanden sind eine Küche, in der täglich über 250 Mittagsmahlzeiten zubereitet werden und ein geräumiger Mehrzwecksaal. So konnten verschiedene Mietobjekte, die provisorisch bezogen worden waren, dank neuen eigenen Räumen aufgegeben werden. Entstanden sind auch neue Spielplätze, die von den Kindern rege genutzt werden. Aussenstationen wurden in Balgach und Uznach geschaffen, um den Kindern lange Reisen zur Schule zu ersparen. Doch nun zeigt sich am Hauptstandort St.Gallen erneut ein Raumbedarf und es sind verschiedene Möglichkeiten weiter zu prüfen.
Neben dem räumlichen Angebot ist in den letzten Jahrzehnten auch das Betreuungsangebot stark ausgebaut worden. In erster Linie ist die Ganztagesbetreuung (Kita) mit dem Namen «Vogelnest» zu nennen, wobei die gleichen Tarife gelten wie bei den städtischen Kitas. Neuestens sind viele Anmeldungen für den Kindergarten erfolgt. Ein grosser Schritt war zweifellos die Übernahme einer Notunterkunft, des früheren «Schlupfhuus» des Kinderspitals. Dies erfolgte auf Ersuchen des Kantons, der sich an die geglückte Aufnahme von unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen in einer Aussenstation der Institution erinnerte. Die neue Einrichtung unter dem Kurzwort «Nuk», das von speziell ausgebildeten Pädagogen geführt wird, ist gut angelaufen. Im Durchschnitt werden sechs bis acht Jugendliche betreut. Die Verweildauer beläuft sich auf bis zu einem Monat.
Die finanzielle Lage des Vereins und der angegliederten Institutionen mit einem Aufwand und Ertrag von rund 17 Millionen Franken jährlich ist dank den ausgehandelten Betriebsbeiträgen von Bund und Kanton gesund. Der Taxidienst wird durch die IV finanziert. Auf die politische Ebene gelangte kürzlich die abgelehnte Bewilligung von einigen Plätzen in der Sprachheilschule, weshalb zunächst einige Anmeldungen nicht berücksichtigt werden konnten. Aufgrund der Interventionen im Kantonsrat lenkte die Regierung dann doch ein und heute kann allen begründeten Anmeldungen entsprochen werden. Die Grundlage zum bedarfsgerechten Angebot ist in einem Nachtrag zum Volksschulgesetz verankert worden. Walter Gattiker blickt mit Genugtuung auf sein Wirken an der Spitze der Trägerschaft der Sprachheilschule zurück. Er habe sich dank hervorragendem Personal immer auf die strategische Führung konzentrieren können. Die Institutionsleitung mit operativer Ausrichtung liegt bei Susan Christen Meier, welche von Fachpädagogen unterstützt wird. 182 Mitarbeitende sorgen dafür, dass alle Kinder und Jugendliche, die meisten mit einer Sprach- oder Hörbeeinträchtigung, eine optimale Förderung und Beschulung erfahren.
Die heutige Sprachheilschule wurde im Jahr 1859 unter dem Namen «Taubstummenanstalt» im Buchental gegründet. 1860 kaufte der Trägerverein für die Schule das Restaurant Kurzenberg auf dem westlichen Rosenberg, dem heutigen Standort. Die unmittelbare Auslösung für die Gründung der Sprachheilschule erfolgte durch einen Arzt in der Stadt St.Gallen, der eine Tochter hatte, die mit acht Jahren noch schlecht sprach. 1937 erhielt die Institution den Namen «Sprachheilschule » mit dem Zusatz «Schule mit Internat für Gehörlose, Schwerhörige und Sprachbehinderte » und war die erste dieser Art in der Schweiz. 2002 wurde die regionale Schule Uznach und 2018 die regionale Schule Rheintal eröffnet. Die anfängliche Schülerzahl von zehn wurde ständig erweitert. Heute umfasst die Schule einen Sprachheilkindergarten, Unter-, Mittel- und Oberstufe, Tagesschule mit Mittagstisch, Internat, in die Unterrichtzeit integrierte Therapien wie Logopädie, Legasthenie-Therapie, Psycho- und Ergo-Therapie sowie audiopädagogischer Dienst. Das Ziel ist, die Kinder durch Sonderschulung und Therapien zu fördern und die Integration in die Regelschule ihrer Wohngemeinde zu erreichen.
Von Franz Welte
Lade Fotos..