Harry Wirth
freut sich auf den Markt-Erlebnistag und wünscht sich viele Gäste.
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Die Schriftstellerin Julia Sutter begann vor neun Jahren, ihren Debütroman zu schreiben. Dieses Jahr soll er fertig werden. Um ihr Ziel zu realisieren, hat sie von der Stadt einen Werkbeitrag in der Höhe von 10'000 Franken erhalten.
Kulturförderung «Seit ich mein Studium abgeschlossen habe, habe ich noch nichts Grösseres veröffentlicht, nur kleinere Texte. Die Selbstbezeichnung ‘Autorin’ fällt mir daher immer noch schwer», sagt Julia Sutter. Die 35-Jährige hat 2014 den Bachelor in literarischem Schreiben in Biel abgeschlossen und arbeitete seither als Texterin und Redaktorin für diverse Arbeitgeber. Den Wunsch, einen eigenen Roman zu veröffentlichen, hegt sie aber schon lange: «Ich habe dieses Buch als meine Bachelorabschlussarbeit angefangen. Zwischenzeitlich verfolgte ich andere Projekte, doch vor einigen Jahren, wollte ich meine Buch-Idee wieder in Angriff nehmen.»
Das Buch, welches den Arbeitstitel «Die Übergänge» trägt, handelt von einer jungen Frau, dem Tod ihrer Mutter und damit zusammenhängend der Sehnsucht nach der eigenen Kindheit. Der Text sei keinesfalls autobiografisch, doch wie die meisten Autoren greift Sutter beim Schreiben auch auf persönliche Erfahrungen zurück. «Um die Gefühlswelt meiner Protagonistin zu beschreiben, habe ich mich natürlich auch eigener Gefühle bedient. Doch die äusseren Umstände unterscheiden sich wesentlich von der Situation, in der meine Protagonistin steckt», so Sutter. Die Autorin habe zwar einiges mit der Protagonistin gemein, doch die Geschichte darum herum sei frei erfunden.
Etwas, das im Buch ebenfalls diskutiert wird, ist der Klimawandel. Sutters Protagonistin arbeitet beim schweizerischen Landesforstinventar und befasst sich dabei intensiv mit dem Fichtensterben – ein Phänomen, das keinesfalls fiktiv ist. «Ich möchte mit meinem Buch niemanden über den Klimawandel belehren. Es ist einfach ein Thema, das mich selbst schon seit langer Zeit beschäftigt. Ich habe keine politische Botschaft», so Sutter. Auf die Frage, ob sie in ihrem Buch damit nicht zu viele verschiedene Themen behandeln wolle, antwortet die Autorin: «So ist das Leben – komplex. Mich persönlich beschäftigen immer mehrere Dinge gleichzeitig. Das soll auch bei meiner Protagonistin so sein.» Die Hauptfigur im Roman sieht sich mit diversen lebensverändernden Schwellen oder eben «Übergängen» konfrontiert. Einerseits geht es um den Übergang in eine ungewisse, vom Klimawandel bedrohte Zukunft, andererseits auch um den Übergang vom Kindes- ins Erwachsenenalter. «Als ich eine Teenagerin war, bin ich mit meiner Familie in einen anderen Teil der Schweiz gezogen. Der Übergang ins Erwachsenenalter war für mich daher besonders einschneidend und ich nehme meine Kindheit fast als etwas Paradiesisches wahr. Diese Erfahrung macht auch meine Protagonistin», erklärt Sutter.
Für ihr Vorhaben hat die Autorin nun 10'000 Franken Werkbeitrag von der Stadt erhalten. Das sieht Sutter als Zeichen der Anerkennung, aber auch als Lohn für jahrelange unbezahlte Arbeit. Sie sagt: «Mit zwei kleinen Kindern und einem Bürojob ist man ständig am Limit. Deswegen haben mir auch immer wieder Leute gesagt, ich solle doch einfach später schreiben, als wäre Schreiben für mich nur ein Hobby.» Sutter meint: «Dieser Werkbeitrag zeigt mir, dass andere mich als Autorin anerkennen und mein Vorhaben unterstützenswert finden.» Der Beitrag entlaste auch die Familie. Die Frage, ob sie sich für ihre künstlerische Tätigkeit so viel Raum nehmen dürfe, obwohl es nicht sehr lukrativ sei, habe sie sich immer wieder gestellt. Erlauben könne sie sich das nur dank der Unterstützung ihres Mannes: «Mein Mann und ich beteiligen uns gleichermassen an Erwerbs-, Care- und Schreibarbeit. Uns ist wichtig, dass wir beide unserer künstlerischen Tätigkeit nachgehen können, so gut es in der jetzigen Lebensphase eben geht.» Mit dem Werkbeitrag sieht sich die Autorin nun auch in der Pflicht, etwas zu liefern. Über die Deadline, die sie jetzt hat, ist sie durchaus froh: «Die Stadt hat in mich investiert. Damit einhergehen auch gewisse Erwartungen. Ich finde das aber ein super Gefühl, denn dieser Druck treibt zusätzlich an, vorwärtszumachen.»
Selim Jung
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