Karin Thürlemann
setzt sich für mehr Biodiversität in den Gärten der Region St.Gallen ein.
Seit 2005 hat sich das SUFO immer wieder neu erfunden. In diesem Jahr ist es ein buntes, konsumfreies Bildungsfest auf der Strasse in offener Atmosphäre. Alle sind eingeladen, sich in freundlicher und unaufgeregter Weise miteinander über gesellschaftsrelevante Fragen auszutauschen.
Nachhaltige Zukunft Ob bei Paul Rechsteiners Aufforderung und Tipps zu politischer Teilhabe, im Gespräch mit den Klimaseniorinnen, bei eindrücklichen Erlebnissen bei der Betreuung geflüchteter Menschen, beim Selbermachen von natürlicher Kosmetik, beim Zoom-Kontakt mit einem Kunstprojekt in Mexiko oder in der Nachhaltigkeitswerkstatt von Studierenden der OST – das SUFO bietet 39 Ateliers zum Mitwirken an. Umrahmt wird das Strassenfest von Infoständen, Werkstätten und drei Ausstellungspavillons. Es wird diskutiert, gegessen, gegärtnert, gekocht, betrachtet, zugehört und gespielt und 16 Musikgruppen aus dem gesamten Musikspektrum begleiten jeweils eine Viertelstunde lang das Platzgeschehen.
Bereits am Freitag, 24. Mai, findet von 14 bis 17 Uhr vor dem St.Galler Bahnhof die «Schnippeldisco» statt. «Freiwillige Helferinnen und Helfer rüsten die geretteten Lebensmittel, die dann am Samstag auf dem Gallusplatz zu einem Gratis-Menü für alle gekocht werden», informiert Dani Untersee, SUFO -Koordinator. Am Samstag, 25. Mai, um 10 Uhr, geht das eigentliche Sufo los, wobei die Bevölkerung eingeladen wird, an allen Ecken und Enden mitzuwirken. «Es macht Freude, aktiv beteiligt zu sein», sagt Untersee, und sei es nur für eine begrenzte Mitwirkung. Besucherinnen und Besucher können Kleider für den Kleidertauschstand mitbringen, ihr persönliches Nachhaltigkeitsprojekt vortragen, Reparaturwürdiges ins Repaircafé bringen oder gleich ihre Expertise zur Verfügung stellen. «Alle Menschen wollen und sollen es gut haben», erklärt der Koordinator, «nachhaltig und ohne Ausschluss.» Was einfach klingt, ist schwierig umzusetzen. Um sich für dieses Anliegen Gehör zu verschaffen, setzt das SUFO auf den leisen Weg: Statt auf Konfrontation setzt man auf ein Miteinander, statt auf Partei-Parolen und Ansprachen auf Dialog und Austausch und statt auf Wettbewerb und Lärm wollen die Verantwortlichen die freundschaftliche Kooperation über Grenzen hinaus feiern.
Am SUFO wird aus gesammelten Nahrungsüberschüssen für Hunderte Menschen gekocht. «Konsumfrei bedeutet, dass du dich am SUFO ohne Blick aufs Portemonnaie umfassend versorgen kannst», verrät Untersee. Dieses im öffentlichen Raum ungewohnt freundschaftliche Prinzip mache das Forum aus. Es gehe darum, niemanden zurückzulassen, ein Ziel, das alle positiv denkenden Menschen verbindet. «Alles zugrunde gehen lassen ist mit Blick auf uns selbst und unsere Kinder sicher keine Option», weiss der Tübacher. «Also müssen wir alle miteinander, in kleinen Schritten zukünftige Wege suchen, ausprobieren und aushandeln.» Alle brauchen Nahrung, privaten Rückzug, Teilhabe, sinnvolle Betätigung und Spass auf verschiedene Weise, aber braucht es Überfluss und permanente Reizüberflutung? Ob in den Ateliers, in den Ausstellungspavillons oder am Strassenfest: Am SUFO finden Interessierte viele Anknüpfungspunkte, ihren Blick aufs eigene Umweltbewusstsein zu schärfen und sich mit den systemischen Fragen, die die ganze Gesellschaft umtreiben, auseinanderzusetzen.
Das SUFO engagiert sich über Berufsbildung und professionelle Spezialisierung hinaus, ohne diese in Frage zu stellen. «Es erzeugt einen netten, kleinen und niederschwelligen Bildungsmoment auf Augenhöhe», erklärt Untersee. «Natürlich ist in unserer demokratischen Tradition eine gesunde Streitkultur wichtig, aber wir brauchen auch Orte des Zusammenkommens.» Im direkten Kontakt verliere das Fremde und Unbekannte ihre Bedrohlichkeit, ist Untersee überzeugt, denn man wisse es bereits länger: «Wir sind uns alle ähnlicher, als wir es oft wahrhaben möchten.» Über die Jahre seien viele neue Partnerschaften entstanden und bestehende hätten sich vertieft. Das Forum schafft einen punktuell positiven Anlass, der Bestehendes würdigt und zugänglich macht. Um das SUFO zu organisieren, wagten sich ein paar Freiwillige aus ihrer eigenen Blase und tun, was sie können. «Im schlimmsten Fall – beispielsweise bei strömendem Regen – passiert einfach nichts», sagt der Koordinator. Das Risiko lohne sich unbedingt und man plane sogar das freundschaftliche «Scheitern in Würde». Soll heissen: Scheitern, ohne dass man sich gegenseitig Schuld zuweist oder sich zerfleischt. Das SUFO könnte man auch als soziales Kunstprojekt verstehen, das auslotet, was alles gemeinsam mitten in St.Gallen möglich ist. «Je mehr Mittragende, desto besser ist das möglich», resümiert Untersee, «ganz nach unserem Leitspruch SUFO 2024 – Ohni di en Saich!»
Weitere Informationen und Anmeldungen unter www.sufo.ch
Von Benjamin Schmid
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