Roche Hufnagl
Kunstschaffende hauchen dem Bahnhof Bruggen neues Leben ein.
Markus Bänziger.
Die neuen US-Zölle, die Donald Trump am letzten Mittwoch verkündete, werden gemäss der Industrie- und Handelskammer (IHK) St.Gallen-Appenzell die Ostschweiz besonders hart treffen. Auf Schweizer Exporte wird ein überdurchschnittlich hoher Zollsatz von 32 Prozent erhoben.
Wirtschaft «Die neuen US-Zölle auf Schweizer Exporte sind umfassender und gravierender als erwartet treffen insbesondere die Ostschweizer Industrie voraussichtlich spürbar – gerade in einer Phase schwacher Auftragslage und struktureller Herausforderungen», stellt die IHK fest. Zwar könnten die Auswirkungen erst erahnt werden, doch dürften die historisch hohen Zölle nicht nur direkt den schweizerischen Handel mit den USA belasten, sondern den weltweiten Handel und damit die über Jahrzehnte entwickelte internationale Arbeitsteilung und den damit verbundenen Wohlstand gefährden. «Für die Schweiz ist nun entscheidend, ihren wirtschaftlichen Beitrag in den USA und ihre Offenheit für fairen Handel noch gezielter in die Handelsdiplomatie einzubringen. Gleichzeitig gilt es, die Aussenbeziehungen zu gleichgesinnten Partnerinnen weiter zu stärken – insbesondere mit der EU», stellt die IHK fest.
Ostschweizer Unternehmen exportierten im vergangenen Jahr Waren im Wert von über 2,3 Milliarden Franken in die USA. Die Vereinigten Staaten gehören damit zu den wichtigsten Handelspartnern der Ostschweiz. «Die neuen Zölle betreffen nicht nur einzelne Branchen, sondern entfalten eine Wirkung entlang ganzer Lieferketten – sowohl direkt bei Exporten in die USA als auch in abgeschwächter Form über den Handel mit der ebenfalls betroffenen EU», sagt IHK-Chefökonom Jan Riss. Besonders betroffen seien Ostschweizer Industriebetriebe, deren Wertschöpfung stark in internationale Lieferketten eingebunden sei. Positiv ist einzig zu vermerken, dass wenigstens Pharmaprodukte von den aktuellen Zöllen ausgenommen sind. Die Schweiz exportierte 2024 Pharmaprodukte im Wert von 31,2 Milliarden Franken in die USA. Zusammen mit den chemischen Erzeugnissen sind sie für knapp zwei Drittel der Schweizer Warenexporte in die USA verantwortlich. In der Ostschweiz machen die Chemie- und Pharmaexporte immerhin einen guten Drittel der US-Warenexporte aus.
«Wirtschaftliche Unsicherheit ist immer auch investitionshemmend», so Remo Wild, Leiter Export bei der IHK. Für exportorientierte KMU stelle sich nun die Herausforderung, ihre Preisstrategien für den US-Markt zu überprüfen und sich stärker mit von ihnen angewendeten Handelsklauseln (Incoterms) und damit der zolltechnischen Klassifikation auseinanderzusetzen. Gleichzeitig gelte es laut Wild festzuhalten, dass die Schweiz zwar einen Handelsbilanzüberschuss bei den Waren aufweise. Werden hingegen auch die Dienstleistungen wie Software- und Streaming-Lizenzen oder Forschungs- und Entwicklungsausgaben berücksichtigt, so halten sich Importe und Exporte die Waage. «Dass der Dienstleistungshandel sowie die einseitige Abschaffung der Industriezölle durch die Schweiz nun von der US-Administration ignoriert wurden, ist schlichtweg nicht nachzuvollziehen», so IHK-Direktor Markus Bänziger. «Die Schweiz ist ein offener, rohstoffarmer und verhältnismässig kleiner Markt. Die Unternehmen sind elementar darauf angewiesen, ihre Produkte möglichst hindernisfrei im Ausland verkaufen zu können. Auf die stark techindustrie- und exportorientierte Ostschweiz trifft dies besonders zu. Daher sollte die offizielle Schweiz von einer konfrontativen Gegenreaktion absehen.»
pd
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