Nina Falk
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Donato Rubinetti mit dem neusten Prototyp von Ionic Wind Technologies.
Das Empa Spin-off «Ionic Wind Technologies» hat eine energieeffiziente Lösung für Kühl- und Trocknungsvorgänge entwickelt. Vergangene Woche wurde dem St.Galler Start-up dafür von der St.Galler Kantonalbank die Jungunternehmer-Auszeichnung «Rohdiamant» verliehen.
Innovation «Einfach gesagt: Wir bewegen Luft. Aber wir machen das auf eine effizientere Art als alle anderen», so Donato Rubinetti (33), CEO und technischer Leiter von Ionic Wind Technologies. «Anstatt klassische, mechanische Ventilationssysteme zu nutzen, bei der durch Bewegung Wind entsteht, wandeln wir Elektrizität direkt in Luftströmung um. Dies tun wir, in dem wir die Luft elektrisch aufladen. Diese sogenannte ionisierte Luft hat die Fähigkeit, sich selbst beschleunigen zu können, ohne dass dafür Rotoren benötigt werden, wie man sie aus Ventilatoren oder Lüftungen kennt», erklärt Rubinetti. Die Luft wird mittels Hochspannung aufgeladen. Diese Spannung in der Luft ist bei Dunkelheit als blauer Schleier erkennbar. Durch die erzeugte Spannung entsteht ein Unterdruck und damit Luftzirkulation, mit der das Start-up sowohl Wärme als auch Feuchtigkeit aus der Luft abtragen kann. Das macht die Technologie besonders für Trocknungsvorgänge und Kühlsysteme interessant. «Trocknungs- und Kühlsysteme haben in der Vergangenheit sehr wenig Innovation erfahren. So gibt es heute zum Beispiel immer noch viele Trocknungsanlagen, die mit Erdgas oder Öl betrieben werden. Das ist ineffizient», so Rubinetti.
Da das Start-up mit seiner patentierten Technologie keinen Umweg über mechanische Komponenten wie Achsen und Rotoren, die Reibung erzeugen, machen muss, benötigt es weniger Energie. Im Minimum ist ein Ventilationssystem mit ionischem Wind 48 Prozent effizienter als herkömmliche Systeme. Die Technologie ist somit schonender für die Umwelt und auch kosteneffizienter als herkömmliche Ventilationssysteme. Anders als bei anderen Systemen, bei denen mit zunehmender Grösse die Effizienz immer weiter abnimmt, verhält sich der Energieaufwand bei der Technologie von Ionic Wind Technologies linear. Das bedeutet, dass zwei Einheiten doppelt so viel Energie benötigen wie eine Einheit. Bei klassischen Systemen wird bei doppelter Grösse mehr als das Doppelte an Energie verbraucht. Das Ventilationssystem von Ionic Wind Technologies hat zudem den Vorteil, dass es sowohl in ganz kleinen als auch in grossen Geräten verbaut oder sogar in industriellen Anlagen verwendet werden kann. «Wir können mit unserer Technologie sowohl Prozessoren oder sogar noch kleinere Geräte kühlen als auch grosse Trocknungsanlagen zum Beispiel für Lebensmittelproduzenten oder die Pharmaindustrie betreiben. Das ist einzigartig», so Rubinetti. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Technologie komplett geräuschlos ist. Dies kann gerade in der Industrie ein Pluspunkt sein. «Wenn man den ganzen Tag neben grossen Kühl- oder Trocknungsanlagen arbeitet, hat man ständig einen gewissen Lärmpegel auf dem Ohr. Unsere Technologie steigert also auch den Komfort am Arbeitsplatz», sagt Rubinetti. Die Technologie habe aber auch noch seine Limiten. So ist es zum Beispiel momentan noch nicht möglich, grosse Lüftungssysteme mit Filteranlagen in Gebäuden zu betreiben, da die Druckdifferenz dafür zu hoch ist.
Die initiale Idee für diese innovative Technologie entstand 2016 in einer Forschungsgruppe der Empa. 2020 stiess Donato Rubinetti als Doktorand zur Forschungsgruppe dazu. Bis 2023 legte er den Fokus auf die Weiterentwicklung der Technologie, mit dem Ziel stärkere Luftströme erzeugen zu können. Auf dieser Grundlage entwickelte die Forschungsgruppe schliesslich in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden der Empa-Werkstatt eine Reihe von Prototypen. «Der neuste Prototyp ist ein voll funktionsfähiger Lebensmitteltrockner. Mit dem Gerät können wir zum Beispiel Apfelringe herstellen, und zwar mit einem Bruchteil der Energie, die ein herkömmliches Dörrgerät benötigt. Mit dem Gerät können wir potenziellen Kunden zeigen, wozu unsere Technologie im Stande ist», so Rubinetti. Ein marktfähiges Produkt besitzt Ionic Wind Technologies momentan noch nicht. Ein solches soll allerdings bis nächstes Jahr fertiggestellt werden. In einem nächsten Schritt gehe es nun darum, das Geschäft rund um die Technologie aufzubauen und das Produkt auf Kundenbedürfnisse abzustimmen.
Vergangene Woche wurde Ionic Wind Technologies von der St.Galler Kantonalbank für seine Innovation mit dem Jungunternehmer-Preis «Rohdiamant» ausgezeichnet. Der Preis ist mit 10'000 Franken dotiert. «Für uns ist der Preis eine grosse Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Zudem hilft uns diese Auszeichnung beim Aufbau einer Kundenbasis und der Suche nach geeigneten Investoren, denn er verleiht uns Glaubwürdigkeit. Das ist fast noch wichtiger als das Preisgeld», so Rubinetti. Der 33-Jährige kennt momentan noch nicht alle Anwendungsbereiche der Technologie. Vorstellbar sei aber zum Beispiel, dass die Technologie künftig auch in Haushaltsgeräten wie Haartrocknern, Staubsaugern oder Dampfabzügen oder für die Kühlung von Elektromotoren verwendet wird. «Ich erkenne grosses Potenzial in unserer Technologie. Wenn ich mir überlege, wo überall Luft bewegt werden muss, sehe ich viele mögliche Anwendungsbereiche. Unser Ziel ist es, mit unserer Innovation überall dort Energie einzusparen, wo es möglich ist», so Rubinetti.
Selim Jung
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