Ruth Inauen
Die 20. Guggennacht Engelburg ist die letzte, die sie organisiert.
Gruppenfoto mit den Delegationen der beschenkten Institutionen und dem Stiftungsrat vom Jubiläum im November.
Aus Anlass des 50-Jahre Jubiläums unterstützt die Ernst und Annelies Grossenbacher-Güntzel-Stiftung 23 Institutionen und Projekte in der Ostschweiz mit insgesamt 400‘000 Franken.
Schenkung Die Ernst und Annelies Grossenbacher-Güntzel-Stiftung mit Sitz in St.Gallen konnte 2023 auf 50 Jahre erfolgreiches Wirken zurückblicken. Im Jubiläumsjahr wurden nicht nur die eingehenden Gesuche behandelt, vielmehr beschloss der Stiftungsrat, selbst Vergabungen vorzunehmen. «Uns war es wichtig, mit dieser Summe Institutionen zu unterstützen, auch wenn sie nicht alle Kriterien erfüllten, auf die wir bei Gesuchen achten. Wir wollten damit diesen Institutionen für ihr Wirken danken», sagt Karl Güntzel, Präsident des Stiftungsrats.
Aus internen Vorschlägen wurden 23 Institutionen und Projekte ausgewählt, die alle je mit einem fünfstelligen Betrag unterstützt wurden. An der Jubiläumsveranstaltung wohnten etwa 100 Personen der bedachten Institutionen bei. Nach der Festansprache wurden die einzelnen Empfänger durch den Stiftungsrat vorgestellt und gewürdigt. «Besucherinnen und Besucher haben den Anlass sehr geschätzt und es kam ein spannender Austausch zustande», so Güntzel. Die Stiftung vergibt jährlich grössere Beträge an gesuchstellende Projekte und Institutionen – normalerweise allerdings nicht in dieser Höhe. «Wir wollten zum Jubiläum grosszügig sein. 400'000 Franken ist ein Mehrfaches von dem, was wir sonst in einem Jahr vergeben. Die Institutionen zeigten sich alle äusserst dankbar», sagt der Stiftungsratspräsident und fügt an: «Wir haben uns in den letzten Jahren immer mehr auf die Region Ostschweiz konzentriert und daher auch bei dieser Vergabe Ostschweizer Institutionen und Projekte priorisiert.» Trotz dieser zusätzlich gesprochenen Fördergelder habe die gewöhnliche Stiftungstätigkeit nicht darunter gelitten. So seien neben den 23 Projekten und Institutionen im vergangenen Jahr weitere gesuchstellende Institutionen berücksichtigt und unterstützt.
Die Grossenbacher Unternehmungen haben in St.Gallen eine lange Geschichte und reichen zurück ins Jahr 1881, als eine mechanische Werkstatt erworben worden war. Mit dem Einzug der Elektrifizierung um die Jahrhundertwende wurde das Unternehmen über die St.Galler Stadtgrenzen hinaus im Elektro-Installationsbereich tätig. Ende der 1930er Jahre übernahm Ernst Grossenbacher-Güntzel in der dritten Generation die Leitung und Verantwortung für die Unternehmen. Es wurden weitere Geschäftsfelder erschlossen, wie der Apparatebau, Haushaltsgeräte und bereits frühzeitig auch Elektronik. 1973 gründeten die kinderlosen Eigentümer die Ernst und Annelies Grossenbacher-Güntzel-Stiftung und dotierten diese mit einer Bareinlage sowie der Übertragung von 5 Prozent der Holding-Aktien zu dotieren. Neben Zinserträgen resultierten daraus über Jahre hinweg auch beträchtliche Dividenden.
In den 1980er Jahren verkauften die Stifter aus Altersgründen einen bedeutenden Anteil der Aktien an einen langjährigen Mitarbeiter, wodurch die Mehrheit der Aktien nicht mehr in der Familie Grossenbacher lag. Später kam es zu «Turbulenzen» in der Grossenbacher-Gruppe aufgrund von Fehlinvestitionen und der Konzentration auf wenige Geschäftsfelder, die beinahe zum Konkurs geführt hätten. Einzelne Unternehmen wurden von Mitarbeitern oder anderen Firmen übernommen. Dies führte jedoch zur Löschung der Grossenbacher-Holding AG und somit zum Ausbleiben der jährlichen Dividende. Nach dem Tod beider Stifter erhielt die Stiftung weitere Mittel aus dem Nachlass.
«Momentan ist noch Geld in der Kasse, doch wir wissen, dass die Mittel nicht mehr ewig hinhalten werden. Mit weiteren Zuwendungen von Dritten ist nicht zu rechnen. Ich sehe den Sinn darin nicht, die Stiftung am Leben zu halten, wenn dadurch kaum mehr Projekte bewilligt werden können», erklärt Karl Güntzel. Der Stiftungsrat will deshalb Gesuche weiterhin grosszügig unterstützen und nimmt damit mittelfristig das Ende der Stiftung in Kauf.
Selim Jung
Lade Fotos..